— 465 — 1. Vorgeschichte. Die gegen die I s o n z o - Front seit dem Jahre 1915 unausgesetzt und mit größtem Kräfteaufwand geführten Anstürme der Italiener hatten bisher nirgends zu einem durchschlagenden Erfolg geführt. Der gute Geist und die Disziplin der alten Armee ließen trotz der schwierigen Kampfbedingungen, trotz der zur Ab- wehr eines Großangriffes unzulänglichen Mittel alle Durchbruchsversuche an dieser Front zerschellen. Aber schon nach der 10. Isonzo - Schlacht zeigte sich, daß der allmähliche Raumverlust gegen Trieft und die immer schwieriger werdende materielle Versorgung der Armee eine besonders kritische Lage schufen. Ein Durchbruch an der I s o n z o - Front oder der Verlust T r i e st s hätte für die Gesamtkriegslage von entscheidender Bedeutung werden können. Nur durch einen selbstgeführten Gegenstoß konnte dieser Gefahr begegnet werden. So entstand aus der Not der Lage der Plan einer Offensive, zu deren Durchführung anfänglich nur österr.-ung. Kräfte auserfehen waren. Erst als die deutsche Heeresleitung die hiezn nötigen österr. Divisionen von der Ostfront nicht ablösen wollte, und dadurch das österreichische Kräfteaufgebot nicht erreicht werden konnte, wurde die Teilnahme deutscher Truppen beschlossen. Ihre Mit- Hilfe bestand aus 8 Divisionen, die jedoch nicht alle Divisionsstärke hatten. Die österr.-ung. Heeresleitung stellte 9 Divisionen bei. Nach dem gemeinsam gefaßten Plane sollte die deutsche 14. Armee (General der Infanterie V. Belo w) bei To Im ein, das österr.-ung. I. Korps (General der Infanterie Kraus) bei F l i t s ch durchbrechen und den Stoß bis nach C i v i d a l e und wenn es ginge, bis an den Tagliamento führen. Das I. Korps bestand aus: der Edelweißdivision (Generalmajor v. W i e d e n) mit der 216. Infanterie- brigade (Oberst v. Spieß) und der 217. Jnfanteriebrigade (Oberst v. M o l l i - n a r i), der 22. Schützendivision (Generalmajor Müller) mit der 43. Schützen- brigade (Generalmajor V. Merten) und der 98. Schützenbrigade (Oberst v . Slonink a), der 55. JTD. (Generalmajor Prinz Felix Schwarzenberg) mit der 26. Gebirgsbrigade (Oberst Fr. v. Z e i d l e r) und der 38. Gebirgsbrigade (Oberst Graf Z e d t w i tz), der deutschen Jägerdivision (Oberst V. Wodtk e), bestehend aus 1 Garde- jäger-, 1 Gardeschützen-, 1 Württemberger Gebirgsbataillon und 4 Bataillonen Reservejäger. Sie hatte also nur die Stärke einer Brigade. Im Flitscher - Becken, dem Durchbruchsraum des I. Korps, verliefen drei hiutereinanderliegende feindliche Stellungen. Rechts stieg der 2268 Meter hohe und sehr stark befestigte R o m b o n empor, der sich weiter in den 2566 Meter hohen C a n i n fortsetzte; links erstreckte sich der 1266 Meter hohe P o I o u n i k - Rücken. Im Westen wurde das Becken durch den ebenfalls sehr stark ausgebauten S t v l - Rücken abgeschlossen. Da jeder Kampf auf den befestigten Begleitrücken ein äußerst schwieriger und zeitraubender werden mußte, entschloß sich General Kraus, mit Wucht im Tale durch alle drei feindlichen Linien durchzustoßen und ehestens aus den S t o l - Rücken zu gelangen. Die erste Linie sollte durch Minen- Werfer, die zweite uud dritte durch schwere Artillerie bekämpft werden. Die feindliche Artillerie war durch Vergasen unschädlich zu macheu. Das 3. Regiment 1914—18. 30