— 317 — 20. Mai als ersten Alarmtag fest, wies aber besonders darauf hin, daß die Alar- mierung noch nicht den Kriegszustand bedeute. Es wären somit verdächtige Reichsitaliener noch nicht zu verhaften, auch wären alle feindseligen Akte an der Grenze zu unterlassen. Bei einem eventuellen Auftreten bewaffneter Zivilpersonen gegen die Truppen (Franktiereurkrieg) wäre mit den schärfsten Mitteln vorzugehen. Als über Rovereto und Umgebung der Belagerungszustand verhängt wurde, floh die Bevölkerung aus der Stadt nach Norden. Die Besetzungslinie des Grenzabschnittes, die bisher einige Kilometer hinter der Landesgvenze verlief, wurde nicht vorgeschoben, woraus die Absicht, einen Teil des Landes im Kriegsfalle dem Feinde preiszugeben, zu erkennen war. Über Vorgänge an der Grenze wurde nur bekannt, daß auf den Hängen des A l t i s s i m o italienische Patrouillen gesichtet und am Campo grosso und Pian della Fugazza italienische Truppen festgestellt worden waren. Der 23. Mai brachte die Entscheidung. Um 5 Uhr nachmittags wurde oer- lautbart, daß die Beziehungen zwischen der Monarchie und Italien abgebrochen seien. Dieser Depesche folgte um 8 Uhr abends die Nachricht, daß die Monarchie sich mit Italien im Kriegszustande befinde. Der Würfel war gefallen. Der Bundesgenosse im Dreibunde fiel seinen Verbündeten in der Zeit höchster Not in den Rücken. Man erwartete nun, daß die italienische Heeresleitung, die seit Monaten für den Krieg gegen die Monarchie Vorbereitungen getroffen hatte, mit ihrer ganzen, frischen und wohlausgerüsteten Übermacht gegen die nur mit schwachen Kräften besetzte österreichische Front vorstoßen würde. Die Ereignisse der nächsten Tage und Wochen jedoch zeigten, daß Cadorna in Furcht vor der militärischen Krast der bereits dreiviertel Jahre schwerkämpfenden Monarchie nur zögernd seine Streitkräfte heranrücken ließ. Das Versäumnis des zaghaften Zugreifens konnte er während des ganzen Feldzuges nicht mehr gutmachen. Zum Landesverteidigungskommandanten wurde General der Kavallerie Dank l, zum Rayonskommandanten von Südtirol Feldmarschalleutnant v o n Können - Horack und zum Kommandanten der Festung Trient Feld- marschalleutuant von G n s e ck ernannt. Der Grenzabschnitt 4 erhielt die Be- zeichnnng 181. Jnsanteriebrigade. Vor der Front des Grenzunterabschnittes 4 befanden sich nur schwache aus Gendarmerie, deren Assistenzen und aus Finanzwachmannschaften bestehende kleine Sicherungsabteilungen. Noch war von einem Vorgehen der Italiener nichts zu verspüren. Am 24. Mai waren sie nur im L e d r o - Tale, in der V a l a r s a und im Etsch - Tale bei B o r g e t t o auf unverteidigtem österreichischem Boden fest- gestellt. Am 26. Mai konnten kleinere italienische Abteilungen am Altissimo, auf^ Corona del Bes und bei St. V a l e n t i n o gesichtet werden. Das Etsch - Tal war vom Feinde noch immer frei. Das Werk S e r r a d a und C h e r l e standen von diesem Tage an unter schwerem italienischen Feuer. Vor der Front des Bataillons — am Plateau von B r e n t o n i c o — stand auf Höhe 912 ein Landesschützendetachements unter Kommando des Ober- leutnant E c ch e r, in M o r i befand sich ein Zug des Bataillons unter Kom- mando des Fähnrich I e g g. Die bisherige Stellung der 3. Marschkompagnie im Räume F o i j a - n i c ch e und A s m a r a wurde vom Standschützenbataillon B r i x e n über- nommen und die Kompagnie auf den Monte F a e herangezogen. Am Nachmittage traf die Meldung ein, daß die eigenen Posten A l a vor einem anrückenden italienischen Bataillon mit Gebirgsartillerie geräumt hätten und in die Linie S e r r a v a l I e zurückgegangen seien.