— 228 — Im Verlaufe der durch die Ablösung notwendig gewordenen Truppen- Verschiebung gelangte das am 5. Oktober 1915 in P r v a c i n a einwaggonierte Kaiserjägerregiment am 8. nach Bruueck, waggonierte aus uud kautonierte in Gais, A u'h o s e n und St. L o r e n z e n. Von dort aus trat es am 11. Oktober den Marsch in die Dolomitenstellung an. Die Italiener waren nach der Kriegserklärung nur sehr zögernd vorgerückt uud hatten trotz der minimalen Besetzung der österreichischen Verteidigungsstellung nirgends am ganzen Kriegsschauplatze einen nennenswerten Erfolg zu verzeichnen. Wie am Jsouzo, zeigte auch an der Tirolerfront der Verlauf der Ein- leituugskämpfe des frischen, wohl ausgerüsteten und an Zahl weitüberlegenen Feindes gegen die öfterr.-nng. numerisch schwachen, aus minderausgebildeten und aus dem letzten Aufgebot (Standschützen) bestehenden Verteidiger, daß Helden- hafter Wille- zum unbedingten Widerstande alle Vaterlandsverteidiger beseelte. Auch später brachten die ersten zwei Jsonzoschlachten und die Kämpfe an der Tiroler Südostfront den Italienern trotz des enormen Aufwandes an Infanterie und Artillerie keinen Erfolg. Sie versuchten daher noch vor Einbruch des Winters durch eine Offensive an der ganzen Front, vom Meere bis nach Tirol, um jeden Preis einen Waffen- erfolg zu erzielen. Es war dies die dritte Jsonzoschlacht mit ihren Begleit- angriffen in Tirol. Wenngleich die Italiener durch ihre Offensive wegen des nahen Winters keine weitgesteckten Ziele an der Gebirgsfront verfolgen konnten, war die Wucht ihrer Austürme nicht minder heftig, zumal sie dadurch auch Kräfte zu binden beabsichtigten, die zur Abwehr an der Jsonzosront nicht in Verwendung treten konnten. Der Brennpunkt der Angriffe an der Tirolerfront lag in den Dolomiten. Das große Aufgebot an Infanterie und Artillerie, die Hartnäckigkeit und Zähigkeit der Anstürme gegen den Grenzabschnitt 9a, in dessen Bereich die zur Schilderung kommenden Kämpfe sich abspielten, ließ zweifellos erkennen, daß sie hier auf jeden Fall einen, wenn auch nur kleinen Geländegewinn aus Prestigegründen erzielen wollten. Allgemeines über den Grenzunterabschnitt 9 a. Der Grenzunterabschnitt 9a gehörte zum Grenzabschnitt 9 und erstreckte sich von C a m p o l u n g o bis zum Nordausgaug des Trave u a n z e s - Tales und Monte Ballon d i b i a n c o. Er war Mitte Oktober von deutschen und österreichischen Truppen besetzt und anfangs in drei, später in fünf Kampfabschnitte"') eingeteilt und zwar: U. A. I n c isa, Eorvara und St. C a s s i a n, später K. A. I n c i s a, Eol di La na und Sief, Valparola, Lagazuvi und T r a v e - n an z e s. (Siehe Skizze 1.) Besetzung des Grenzunterabschnittes 9 a (Stern) durch deutsche Truppen (1. bayerische Jägerbrigade) im September 1915. U. A. Jncisa: Oberstleutnant v. Gauts ch, Artilleriegruppe Eherz- Corte, 2. Komp. Landsturmbataillon 162 mit MGA.,**) MG. der ehemaligen Sperre Bucheustei n, Standschützenbataillon Enneberg. *) A. — Kampfabschnitt, U. A. — Unterabschnitt. **) MGK. Maschinengewehrkompagnie, MGA. = Maschinengewehrabteilung.