Vorwort Die ehemalige österreichisch-ungarische Armee ist nicht mehr. Nach jahrhunderte- langem Bestände hat sie im vierjährigen Ringen der Völker ihren letzten Kampf durchgekämpft und schließlich trotz katastrophalem Mangel an Kriegsmaterial, bei gänzlich ungenügender Ernährung, armsebiger Ausrüstung und Bekleidung auch dann noch ihre Pflicht erfüllt, als das Vaterland, für das sie kämpfte, nicht mehr bestand. Tapferkeit, Opfermut, Disziplin und der von Generation zu Generation über- nommene gute Geist waren die Träger der gigantischen Leistungen, deren Würdigung einer späteren, unbeeinflußten Geschichtsschreibung vorbehalten bleibt. Die Kerntruppen der alten Armee bildeten die deutschösterreichischen Forma- tionen, von denen die meisten eine glänzende Vergangenheit aufwiesen und die auch im Weltkriege getreu ihrer Überlieferung sich hervorragend schlugen. Ihre Leistungen, die schließlich die Summe der Heldentaten der gefallenen und überlebenden Vaterlandsverteidiger darstellen, der Nachwelt zu überliefern, ist die hehrste Pflicht des österreichischen Volkes. Pflicht deshalb, weil es dadurch seine toten Heldensöhne, die ihr Alles für das Vaterland hingaben, gebührend ehrt und' weil die Überlieferung für die lebende und nachwachsende junge Generation eine Quelle ist, aus der sie jene Mannestugenden schöpfen soll, die ein Volk wehrhaft machen und die zur Verteidigung seines Bodens und seines Bestandes überhaupt notwendig sind. Diese Erkenntnis muß sich auch im deutschösterreichischen Volke durchringen, wenn es sich nicht selbst aufgeben will. Was eiserne Pflichterfüllung und Heldengröße heißt, haben seine Söhne im Weltkriege im weitgehendsten Maße gezeigt. Zu den besten dentschösterreichischen Truppen zählen die Kaiserjägerregimenter, von deren Heimatliebe und Tapferkeit eine über hundertjährige Überlieferung Kunde gibt. Ihr Anteil aber an dem letzten großen Völkerringen verdient ob der Hart- näckigkeit des Kampfes, der restlosen Aufopferung und der schier übermenschlichen Leiden besonders vermerkt zu werden, zumal auch mit dem Zusammenbruche des alten Reiches die alte Armee und mit ihr die Kaiserjägerregimenter ein tragisches Ende fanden. Es sei daher dieses Buch ein Beitrag zur Vervollständigung der großen allgemeinen Geschichte der Kaiserjäger, der heimatlichen Truppe Tirols und Vor- arlbergs. Als ich mich der Verfassung der Geschichte des 3. Regimentes der Tiroler Kaiserjäger unterzog, war ich mir der Unmöglichkeit, sie erschöpfend zu behandeln, voll bewußt. Sie mußte unvollständig werden, weil einerseits das lückenhafte Akten- Material eine umfassende Schilderung der Kampfphasen nicht zuließ und weil anderer- seits die verdiente Hervorhebung der Heldentaten der einzelnen Regimentsangehörigen nicht durchführbar war. War doch die Zahl der heldenhaften Taten an heißen, blutigen Kampftagen so groß, daß die Leistungen Einzelner nicht zur Geltung kamen. Eine Unzahl von Kameraden liegt auch auf der Walstatt, ihr Mund ist für immer stumm, der Zeuge ihres stillen Heldentums ist der Tod. Bei der Verfassung des Buches standen mir die Tagebücher des Regiments- kommandos, der Bataillone und der Kompagnien, serners die Gefechtsberichte und Aufzeichnungen von Offizieren zur Verfügung.