Die Front gegen Rußland 7 festigungen anzulegen. Erzherzog Johann trat im Jahre 1819 für die Ausgestaltung des Verkehrsknotens Przemysl zu einer Festung zweiter Klasse ein. (Krakau und Umgebung kamen erst im Jahre 1846 end¬ gültig zu Österreich.) Drei Jahre später waren die Russen, von Wien zur Hilfeleistung gegen den ungarischen Aufstand aufgefordert, über die Grenzgebirge in das Land der Stephanskrone eingedrungen. Da man jedoch der künftigen Bundestreue des Nachbars nicht recht traute, sollte Galizien befestigt werden. Die „Zentralbefestigungskommission" unter Vorsitz des Chefs des General-Quartiermeisterstabes, FZM. Freih. v. Heß, faßte im Jahre 1850 die Ergebnisse ihrer Beratungen wie folgt zusammen : „Krakau, an der Weichsel, ist im westlichen Teile Galiziens der geeignetste Punkt für ein befestigtes Armeelager. Er sperrt die feindliche Hauptoperationslinie von Warschau, flankiert jene über Tarnów, deckt die Eingänge des Arva- und Waag¬ tales in Ungarn sowie die kürzeste Operationslinie gegen Wien. Die dem Zwecke und der Terraingestaltung angemessene Befestigung von Krakau an beiden Ufern der Weichsel ist demnach in Galicien am ersten in Angriff zu nehmen. Przemysl, am Sanflusse, in der Mitte des Landes und an einem wichtigen Ver¬ kehrsknoten gelegen, sperrt die feindliche Hauptoperationslinie über Brody, flankiert die nördlichen und südlichen Nebenlinien und deckt die für große Armeen allein tauglichen Karpathenübergänge zwischen Dukla und Eperies. Der Punkt Przemysl ist demnach zur Anlage eines Manövrierplatzes à cheval des Sanflusses geeignet und nach Krakau der wichtigste in Galizien. Tarnów : Für die leichtere Verbindung der beiden vorgenannten, 33 Meilen (200 km) unter sich entfernten Plätze wäre auch ein befestigter Zwischenpunkt nötig, wozu eine Zitadelle bei Tarnów dienen würde, die zugleich diese Stadt beherrschen könnte. Zaleszczyk, am Dniester gelegen und als Manövrierplatz à cheval dieses Flusses befestigt, scheint am geeignetsten zur Behauptung des östlichen Teiles von Galizien, zur Beobachtung des nahen feindlichen Sammelplatzes Kamenec Podolski und zur Deckung der Bukowina wie auch der Straße über Delatyn—Sziget nach Ungarn. Lemberg: Zur leichteren Verbindung zwischen Przemysl und Zaleszczyk dient der zur Befestigung beantragte Zwischenpunkt Lemberg. Die dort für den Zweck der inneren Sicherheit zu erbauende Zitadelle wird die Stadt Lemberg vollkommen be¬ herrschen und auch nach Umständen einer Armee als Stützpunkt dienen, welche sich dem von Nordosten einbrechenden Feind entgegenstellen sollte." Unstreitig passen diese Darlegungen auch für später, wenn sie auch nicht ganz frei sind von den jener Zeit eigenen, den Einfluß fester Plätze überschätzenden Vorstellungen. ' Zur Zeit der Orientkrise 1853/55 und gegen Ende des Jahres 1876, als sich Rußland zur Befreiung der christlichen Balkanvölker vom Türken joche anschickte, gewann das galizische Be festigungsp r oblem an Bedeutung, doch zog das Kriegsgewitter an der Habsburgermonarchie i