Neue Angriffspläne gegen Italien 437 Die Südwestfront im Hochsommer 1918 Die Lage nach der Junioffensive Die Schwierigkeiten der materiellen Versorgung des öst.-ung. Heeres durch dien fortschreitenden innerpolitischen und wirtschaftlichen Zerfall der Donaumonarchie wurden im Sommer 1918 von Tag zu Tag größer; dennoch beugte sich die k. u. k. Heeresleitung keineswegs dem Drucke, der nach der mißglückten Junioffensive von allen Seiten auf ihr lastete. Noch wollte das AOK. in Baden dem Feinde die Initiative nicht völlig überlassen und zog daher einen neuen Angriff zwischen der Brenta und dem Montello in Erwägung, den man im Frühherbst durchzuführen ge¬ dachte (S. 336 f.). Hoffnungen auf eine Teilnahme deutscher Truppen mochten bei diesen Plänen mitgespielt haben. Ob sich jedoch ein neuer Schlag gegen Italien noch werde verwirklichen lassen, stand freilich da¬ hin. Immerhin konnte man aber erwarten, durch diese Angriffspläne auf den Geist der Truppe, der nicht jede Hoffnung auf die Möglichkeit eines neuerlichen Angriffes genommen werden durfte, belebend einzuwirken. ,,ï>as war auch der Grund" — so schreibt GM. Pitreich, der dama¬ lige Generalstabschef der Heeresgruppe Boroevic1) —, „daß auch seitens der höheren Kommanden im Felde, solche Zukunftspläne nach außen genährt wurden. Im Inneren war man durch die gemachten Erfahrungen freilich vorsichtig geworden und hatte sich gelobt, einem derartigen Ge¬ danken nur dann näher zu treten, wenn man der hiezu notwendigen materiellen Vorbedingungen sicher war. Lediglich auf einen mehr oder weniger kühnen Versuch wollte man es keinesfalls mehr ankommen las¬ sen. Man war sich des Ernstes der Zeit voll bewußt." In diesem Sinne war das Heeresgruppenkommando FM. Boroevic am 27. Juni an das k. u. k. AOK. mit der Bitte herangetreten, alle mate¬ riellen Mittel bekanntzugeben, auf die man in der nächsten Zeit rech¬ nen dürfe. Man war sich jetzt in Udine nach den trüben Erfahrungen der Piaveschlacht im klaren darüber, daß nur eine Offensive in be¬ schränkterem Ausmaße, etwa durch die 6. Armee im engsten Anschluß an einen Entscheidungsstoß östlich der Brenta über den Mt. Raniero aus¬ geführt, noch am meisten einen Erfolg verspreche. Man konnte vielleicht *) Anton Pitreich, Piavefront.