50 Österreich-Ungarns Wehrmacht in den zwei letzten Kriegs jähren Die letzte Neuordnung der Wehrmacht H i e z u Beilagen 2 und 3 Allgemeine Richtlinien Bei der zunehmenden Bedrängnis, in der sich die öst.-ung. Heeres¬ leitung hinsichtlich Aufbringung und Erhaltung der Menschenkräfte in der zweiten Hälfte des Weltkrieges befand, muß ihr Entschluß, im Jahre 1917, mitten im Kriege, eine grundlegende Heeresreform durch¬ zuführen, einigermaßen überraschen. An Anregungen hiezu hatte es auch früher nicht gefehlt, und im Zusammenhang mit den Vorbereitun¬ gen für eine Demobilisierung waren vom k. u. k. AOK. und von den drei militärischen Ministerien gemeinsam schon längst neue Wehrgesetze entworfen und sehr gründliche Pläne für die künftige Gestaltung der öst.-ung. Wehrmacht ausgearbeitet worden. Sie bildeten sogar schon seit geraumer Zeit die Grundlage für den fortschreitenden Ausbau einzelner Glieder der Wehrmacht, so für die Reorganisation der Ar¬ tillerie und der technischen Truppen. Eine vollständige, tiefgreifende Neuordnung im großen hatte man aus mannigfachen Gründen aber doch lieber einem günstigejren Zeitpunkte nach dem Kriege vorbehalten wollen. Lag ja selbst die Grundlage solcher Neuordnung, die künftige Gestaltung der territorialen und staatsrechtlichen Verhältnisse der Monarchie, noch völlig im Dunkeln1). Wenn die neue Heeresleitung nun im Mai 1917 über alle Bedenken hinweg doch an die schwierige Aufgabe eines vollständigen Umbaues der Wehrmacht herantrat, so geschah dies vor allem ;aus staatsfinan¬ ziellen Gründen. Der Chef des Generalstabes hatte sicherlich recht, wenn er voraussah, daß, „mochte der Krieg wie immer ausgehen, im Frieden auf die Erlangung der für die Schaffung eines modernen Heeres erforderlichen Mittel nicht gerechnet werden könnte", weil dann wohl „alle Kräfte des Staates für den Wiederaufbau der zerstörten Volkswirtschaft in Anspruch genommen werden müßten"2). 1) Zu den Hinweisen auf frühere Ausbaupläne und auf die Entwicklung der Wehrmacht in der ersten Hälfte des Krieges, die in diesem und in den folgenden Abschnitten wiederholt gemacht werden, vgl. Bd. IV, S. 85 bis 109 und Blge. 4, dann Bd. VI, S. 45 bis 68 Und Blge. 2; weiters F r a n e k, Die Entwicklung der öst.-ung. Wehrmacht in den ersten zwei Kriegs i ahren (Mil. wiss. Mitt., Wien, lhrg. 1.933, 15 bis 31 und 98 bis 115). 2) A r z, Zur Geschichte des großen Krieges, 254.