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Die Herbst-offensive gegen Italien
Das Nachstoßen der k. u. k. 11. Armee auf der
Hochfläche von Asiago
(10. bis 16. November 1917)
Der Rückzug des Nordflügels der italienischen 1. Armee
Als natürliche Folge der dufch den Rückzug der italienischen
4. Armee aus den Dolomiten geschaffenen Lage mußte nun auch die
1. Armee das an ihrem Nordflügel stehende XX. Korps, dessen Flanke
durch die Räumung des Suganertales entblößt wurde, entsprechend
zurücknehmen. Um den Anschluß zwischen der neuen italienischen
Grappafront und jener auf der Hochfläche von Asiago herzustellen,
war zunächst die südlich der Frenizelaschlucht verlaufende kürzeste
Linie in Erwägung zu ziehen. Diese Widerstandslinie ermöglichte vor
allem (beträchtliche Ersparnisse an unverbrauchten Truppen, deren die
italienische Führung zu diesem Zeitpunkt so dringend auf dem Mt.
Grappa und am Piave benötigte. Für diese Lösung setzte sich auch der
Kommandant des in diesem Räume stehenden XX. Korps ein1).
Der Frenizelaschlucht war im Norden der mächtige Bergklotz
des Mt. Meletta vorgelagert, der ein von der Natur geschaffenes Boll¬
werk darstellt. Er war von der k. u. k. 6. ID. im Juni 1916 erst nach
hartnäckigen und verlustreichen Kämpfen genommen worden (Bd. IV,
5. 334) und mußte bald darauf wegen der Rückverlegung der Front
wieder geräumt werden. Das italienische XX. Koirps hatte dann die
Melettastellungen in jahrelanger Arbeit als hinteren Kampfraum aus¬
gebaut. An der Nord- und der Westfront ,aus in den Felsen gehauenen
Kampfstellungen und Unterständen bestehend, mit vorbereiteten Ge¬
schützständen ausgestattet, auf neuangelegten Straßen zugänglich und
mit Wasserversargungsanlagen versehen, bot dieser Kampfraum alle
Gewähr für einen nachhaltigen Widerstand. Zudem machte die Be¬
hauptung des Melettastockes dem Gegner die Ausbreitung auf dem
Nordteil der Hochfläche und die Bedrohung des Brentatales von Westen
her ebenso strittig, wie sie den Rückhalt bot, um einen gegnerischen
Stoß von Asiago gegen Südost in der Nordflanke fassen z,u können.
Daß die Stellungen südlich der Frenzelaschlucht noch nicht hinreichend
ausgebaut waren, mochte schließlich zur Entscheidung der italienischen
!) Caviglia, Le tre battaglie del Piave, 25.