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Die Herbstoffensive gegen Italien
bei größter Bereitwilligkeit der an der Ostfront befehligenden deutschen
Heerführer aufbringen zu können. Auch der zeitraubende Eisenbahn¬
aufmarsch, bei dem schließlich doch alle Transporte auf der einzigen
Strecke Franzensfeste—Trient zusammenlaufen mußten, löste erhebliche
Bedenken aus.
Anders verhielt es sich am Isonzo. Hier standen schon 20 Divi¬
sionen und eine starke Artillerie. Die k. u k. Heeresleitung glaubte je¬
doch, daß die Isonzoarmee im Stirnangriff selbst bei Einsatz von
wesentlichen Verstärkungen auch unter sehr großen Opfern kaum einen
großen Erfolg würde erzielen können. Einen solchen hielt sie „nur durch
ein Aufrollen der italienischen Isonzofront aus dem Räume Tolmein—
Flitsch" für möglich. Es ist dies derselbe Raum, auf den FM. Conrad
in seiner Denkschrift vom 23. Jänner 1917, wenn auch in einem etwas
anderen Zusammenhange, hingewiesen hatte (S. 5). Der deutsche Be¬
vollmächtigte, GM. Cramon, berichtete über diesen Angriffsplan schon
am 1. August an seine Heeresleitung mit dem Beifügen, daß man von
Baden aus gegebenenfalls deutsche Waffenhilfe erbitten werde1). Die
am 31. Juli einsetzende Flandernoffensive der Engländer machte es
jedoch der DOHL. zunächst unmöglich, Truppenabgaben zuzusagen.
Die am 20. August bei Verdun losbrechenden Angriffe der Franzosen
erhöhten die Spannung an der Westfront.
Cadornas Zurüstungen für einen neuen Ansturm, die klar erkannt
wurden, nötigten auch die hohen öst.-ung. Führerstellen, vorerst die
Abwehrmaßnahmen am Isonzo zu vervollständigen. Am 17. August be¬
gann die elfte Schlacht, die an Gewalt alle früheren übertraf. Durch die
Tapferkeit unserer Truppen war es wohl gelungen, die Mitte und den
Südflügel der Isonzofront fast völlig zu behaupten. Der Nordflügel
war aber in eine unvorbereitete Linie zurückgedrückt worden. Ihre
Behauptung in einer neuen Entscheidungsschlacht wäre zumindest mit
besonders hohen Verlusten verbunden gewesen. Glückte die Abwehr
aber nicht, dann wäre der Brückenkopf von Tolmein verloren gewesen
und mit seinem Verlust die ganze Isonzofront unhaltbar geworden.
Als am 25. August die schwerste Krise der elften Schlacht über¬
wunden zu sein schien, faßte Gdl. Arz am gleichen Abend die feste
Absicht, noch vor dem Winter jenen Gegenangriff zu unternehmen, den
er drei Tage vorher dem GO. Boroevic in Aussicht gestellt hatte (S. 456).
Nur einen solchen Angriff hielt er für geeignet, die Gefahr, von einem
zwölften Ansturm der Italiener durchbrochen zu werden, „radikal"
1) Schreiben des Generals Cramon vom 12. Oktober 1920 an GO. Arz.