Plan eines Angriffes auf den Pasubio
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Heer und Volk Italiens erkannten auch immer mehr die Ergebnis¬
losigkeit ihrer bisherigen opferreichen Bemühungen. Mangel an Zuver¬
sicht griff um sich und lockerte das Gefüge der italienischen Heeres¬
teile am Isonzo. Just zu diesem Zeitpunkt holten die Mittelmächte zum
Gegenschlag aus, dessen Schilderung der Inhalt des nächsten Haupt¬
abschnittes bilden soll.
Die Ereignisse in Tirol und in Kärnten im Sommer 1917
Anfangs Juli nahm das Heeresgruppenkommando FM. Conrad wahr,
daß der Feind Kräfte von der Tiroler Front abziehe. In den Sieben Ge¬
meinden näherte sich die Gruppierung des Feindes immer mehr jener
Besetzung, die er vor der Ortigaraschlacht innegehabt hatte. Auch von
der Etschtalgruppe der 11. Armee liefen ähnlich lautende Meldungen
ein. Truppenansammlungen in der Nähe der Eisenbahnstationen und
reger Zugsverkehr von der Tiroler Front an den Isonzo enthüllten deut¬
lich die nächsten Absichten des Feindes.
Da sonach an der Tiroler Front in den nächsten Wochen keine
feindliche Angriffshandlung größeren Stiles zu besorgen war, kam der
Heeresgruppe die Aufgabe zu, die Isonzoarmee in der zu erwartenden
elften Isonzoschlacht mittelbar zu unterstützen. FM. Conrad vertrat die
Ansicht, daß ein größeres, wenn auch im Maße der vorhandenen
Streitkräfte begrenztes Unternehmen den Feind binden, sogar dessen
Kräfte anziehen und dadurch von der Julischen Front ablenken würde.
Namentlich ein Vorstoß zur Eroberung des Pasubioklotzes mochte auf
den Feind tiefen Eindruck üben und zugleich der Heeresgruppe nicht
nur örtlichen Vorteil für die Verteidigung bringen, sondern auch für
späterhin, falls eine neue Offensive aus Tirol zustande käme, von be¬
deutsamen Nutzen sein. Der Angriff gegen den Pasubio wurde daher
in allen Einzelheiten überlegt.
Die Heeresleitung war derartigen Gedankengängen nicht abgeneigt;
allein sie hielt es angesichts der zunehmenden Ansammlung feindlicher
Kräfte vor der Isonzoarmee für unerläßlich, diese Armee zu verstärken.
Da sie aus der Ostfront keine Reserven abziehen konnte, wies sie den
FM. Erzherzog Eugen an, die erwünschten Truppenverschiebungen im
Bereiche des Südwestfront nach eigenem Ermessen durchzuführen. Wie
bereits dargelegt wurde, mußte ¡also FM. Conrad eine Reihe von Ein¬
heiten an die Isonzoarmee abgeben (S.435f.).