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Die Rückeroberung von Ostgalizien
bei Smorgon begonnene russische Angriff sollte eingestellt werden,
wenn er keinen raschen Erfolg brächte, und dafür das X. Korps von
der Westfront nach Galicien entsendet werden. Aber nach dem schwe¬
ren Mißerfolge bei Smorgon weigerten sich die Truppen des X. Korps,
den bedrängten Armeen in Galicien zu Hilfe zu kommen. Allerdings
standen in Ostgalizien noch zwei Korps, das XLV. und das XXXIV.
Korps, hinter der 7. Armee in Reserve. Diese beiden Korps sollten die
zwischen der 7. und der 11. Armee aufgerissene Bresche schließen.
Bevor sie jedoch das Kampffeld erreichten, brach neues Unheil über
die Russen herein.
Mit dem Durchbruche der russischen Front zwischen Sereth und
Strypa hatte Prinz Leopold das erste Ziel der Gegenoffensive vollkom¬
men erreicht. Durch die nun anschließende Kriegshandlung sollte die
westlich vom Sereth stehende russische Front nach Süden aufgerollt
und der Feind bis zum Dniester und darüber hinaus bis zum Fuß der
Waldkarpathen ins Wanken gebracht werden.
Um die weiteren Kriegshandlungen in die gewollten Bahnen zu
lenken, hielt der Prinz Leopold die Herausgabe von neuen Weisungen
für notwendig. Nach Osten sollte der Angriff nicht über Tarnopol und
die den Besitz der Stadt sichernden Höhen auf dem östlichen Sereth-
ufer fortgeführt werden. Als Flankenschutz nach Nordosten hatten auf
dem Westufer des Sereth die 2. GID. in der Gegend nordwestlich von
Tarnopol, die 92. ID. beiderseits von Zaiosce und die k. u.k. 33. ID.
noch weiter links, zwischen Ratyszcze und Zwyzyn, starke Feuerstellun¬
gen auszubauen und ausreichend zu besetzen. Hingegen war der Angriff
mit starkem linkem Flügel und mit dem Schwergewicht in südöstlicher
Richtung fortzusetzen. Die Südarmee und die 3. Armee sollten sich dem
Vorgehen der Stoßgruppe des GdL Winckler anschließen, sobald der
Feind vor ihrer Front zu weichen beginne. Dem rechten Flügel des
Abschnittes Zloczów wurde als Vormarschziel Strusów am Sereth ge¬
geben, als Trennungslinie für die Verfolgung der Südarmee und der
Armee Tersztyánszky der Dniester bestimmt. Dem Abschnitt Zloczów
wurde ferner aufgetragen, bei der zu erwartenden Verengung des An¬
griffsstreifens Reserven zur Verfügung des Oberbefehlshabers auszu¬
scheiden. Schließlich war die am Südflügel der Armee Bothmer stehende
75. RD. durch die deutsche 83. ID. abzulösen. Die erstgenannte mußte
wegen des Einbruches der Russen bei Smorgon (S. 286) vom 23. Juli an
in den Bereich der deutschen 10. Armee abtransportiert werden.