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Die Mai- und Junischlachten im Südwesten
vorzudringen, gelang den Italienern wegen des vom Mt. Campigoletti
flankierend herüberschlagenden und vom Hange der C. Dieci frontal
niederhagelnden Maschinenge wehrf euer s nicht; auch vereinigte die Ab¬
wehrartillerie ihr Feuer auf die verlorengegangene Ortigarakuppe. Die
zunächst befindlichen Reserven der 6. ID. eilten zur Schließung der
Lücke herbei; in fast deckungslosem Gelände faßte schwerstes Minen¬
feuer ganze Abteilungen des F JB. 23, das alsbald zerschlagen war, und
des Bataillons IV/14. Immerhin war bis zum Abend die unmittelbare
Gefahr beschworen, zumal die Italiener sichtlich daran gingen, den
Mt. Ortigara in ihren Stellungszug einzubauen.
Der Kommandant der italienischen 52. ID. hatte nach Eroberung
des Mt. Ortigara die Absicht, zum Angriff gegen den Mt. Campigoletti
zu schreiten. Die von dort ausgehende Flankenwirkung hatte die Aus¬
nützung des Erfolges der Angriffsgruppe bisher verhindert. Das
XX. Korpskmdo. erließ jedoch schon am 19. Juni abends Befehle für
das Zurückfallen in die Verteidigung; nur die 52. ID. hatte nötigenfalls
örtliche Stellungsverbesserungen zu erkämpfen1).
Die Nachricht vom Verluste des Mt. Ortigara war den höheren
öst.-ung. Befehlsstellen in einer Form zugekommen, die schwerste Be¬
fürchtungen auslösen mußte. Nach den ersten Meldungen war einerseits
bereits die C. Dieci bedroht, anderseits sollte das FJB. 7 auf dem
Mt. Campigoletti in Flanke und Rücken gefaßt sein. Die Erleichterung,
die sich einstellte, als sich beide Nachrichten als falsch erwiesen, war
sehr verständlich; denn der Besitz des Mt. Campigoletti war bei der
Geländegestaltung die unerläßliche Grundbedingung für jedes Unter¬
nehmen, durch das die verlorengegangenen Stellungsteile wiedergewon¬
nen werden sollten. Daher war das unerschütterliche Festhalten des
FJB. 7 in seinem selbstgeschaffenen Stellungsnetz 2) von entscheidender
Bedeutung für den schließlichen Ausgang der Schlacht3).
Die in der folgenden Nacht auf dem Grenzkamm einlangenden
*) Como D a g n a Sabina, 88 £.
2) Den Wert des Stellungsausbaues zeigen die verhältnismäßig erträglichen
Verluste dieses Bataillons trotz Ausharrens in Stellungen, die zum Teil (auf dem
Nordflügel) völlig flankiert und vom Feinde auf nahe Entfernung überhöht waren.
Das FJB. 7 verlor vom 10. bis zum 26. Juni insgesamt 9 Offiziere und 340 Mann,
darunter 55 Tote, trotzdem es alle Kämpfe ohne Ablösung mitmachte. Diese Zahlen
beweisen die Richtigkeit des Erfahrungssatzes : „Ströme von Schweiß ersparen Ströme
von Blut".
3) Obstlt. Eugen Seydl, Kommandant des FJB; 7, erhielt für diese Waffentat
das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens.