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Winter und Frühjahrsanfang 1917
nach dem Eintreten besseren Wetters und dann bis in die ersten Mai¬
tage an. Nur ein einziges Unternehmen am 12. April, ausgeführt durch
Abteilungen der 14. ID., bei dem 150 Italiener gefangen wurden, ist
zu verzeichnen. Die Kämpfe ,in der Luft waren in diesem Monat um so
lebhafter, als beide Gegner sich bemühten, Einblick in die feindlichen
Maßnahmen zu gewinnen. Die Italiener warfen Bomben auf Triest. Ein
Gegenangriff auf Venedig wurde auf Befehl des Kaisers unterlassen.
Begebenheiten in Kärnten und in Tirol
Am Oberlauf des Isonzo, in Kärnten und in Tirol verging der
Winter stiller als im Vorjahre. Offenbar war die im ersten Kriegswinter
noch sprühende Angriffslust der Italiener im Erlöschen. Auf Seiten der
öst.-ung. Truppen gab es hinwieder keinen Anlaß, aus den selbstgewähl¬
ten Stellungen herauszutreten, vor denen der Feind sich in mehr oder
weniger großem Abstand ruhig verhielt. Die von der Heeresleitung im
Jänner gehegten Offensivpläne waren nur dem Führer in Tirol ange¬
deutet worden, der daraufhin lediglich Pläne vorbereitete, sichtbare
Maßnahmen aber, die das Vorhaben hätten verraten können, unterließ.
Bei der' 10. Armee ist nur ein Gefecht erwähnenswert, das am
14. Februar von Teilen des F JB. 30 beim Lahner joch (10 km westlich
vom Plöckenpaß) mit dem Einbringen von 40 Gefangenen und einiger
Beute endete. Bei der Heeresgruppe in Tirol lagen die Brennpunkte der
gegenseitigen Bekämpfung kleiner Gruppen auf dem Pasubio, an meh¬
reren Stellen der Hochflächen, in der ValSug;ana und im Gebiete des
Rollepasses sowie in der Gegend des Mt. Sief. Im Suganertale überfielen
am 12. Februar Teile des Bataillons X/14 eine feindliche Stellung und
brachten 90 Gefangene ein1). Am selben Tage unternahm im Tonale¬
gebiet das Reservebataillon II/37 einen Überfall, der zur Gefangen¬
nahme von zwei Dutzend Alpini führte.
In der ersten Märzwoche rührten sich die Italiener in den Fassaner
Alpen plötzlich stärker. Bei gleichzeitiger lebhafter Beschießung des
ganzen Frontabschnittes zwischen der Marmolata und dem Colbricon
griffen sie die C. di Coistabella überraschend an und setzten sich in den
Besitz dieses 2738 m hohen Gipfels. Die Verteidiger verloren über
50 Mann, zwei Maschinengewehre und ein Geschütz. Ein bald darauf
!) Ehn 1, Das X. Bataillon des oberösterreichischen IR. Ernst Ludwig Gro߬
herzog von Hessen und bei Rhein Nr. 14 (Wien 1932), 56 f.