Angriffsverbot Hindenburgs für die Ostfront
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Ulanen der bayr. KD., teilweise bis zur Brust in Wasser und Schlamm
des Sumpfes versinkend, an den Stochod vor, wo die Russen um 10h30
nachts ihre letzte Brücke bei Rudka Czerwiszcze sprengten.
Nur Trümmer des russischen III. Korps hatten sich auf das rechte
Ufer des Stochod zu retten vermocht; viele Russen ertranken bei der
Flucht im Flusse. Mehr als 12.000 Streiter hatte die Armee Lesch ver¬
loren, davon waren über 9000 den Siegern als Gefangene in die Hände
gefallen, die Beute betrug 15 Geschütze und 200 Maschinengewehre1).
Beginn der Friedenspropaganda
Der öst.-ung. und der deutsche amtliche Heeresbericht beschränk¬
ten sich darauf, diesen glänzenden Erfolg mit möglichst zurückhaltenden
Worten zu verzeichnen, um — wie der deutsche Reichskanzler Beth-
mann-Hollweg die DOHL. ersucht hatte — Friedensaussichten nicht
zu stören. Hierauf verbot GFM. Hindenburg, der Ende Februar sein
Hauptquartier von Pleß nach Bad Kreuznach hinter die Westfront ver¬
legt hatte, weiterhin jedes größere Unternehmen an der Ostfront. Das
deutsche Auswärtige Amt hatte durch seine Vertreter mit Auslands¬
agenten der neuen Machthaber Rußlands Unterhandlungen angeknüpft,
während der junge Kaiser Karl nach neuen Wegen Ausschau hielt, um
zu einem Verständigungsfrieden zu gelangen. Der öst.-ung. Außenmini¬
ster und der deutsche Reichskanzler standen sehr unter dem Eindruck
der russischen Revolution. Beide befürchteten gleiches für ihre Länder.
Anderseits erweckte der Umsturz in Rußland die Hoffnung, mit diesem
Reiche zu einem Sonderfrieden zu kommen. Alles sollte daher vermie¬
den werden, was im russischen Heere den Kampfgeist hätte neu er¬
wecken können. Die öst.-ung. und die deutschen Truppen an der Ostfront
erhielten von ihren Heeresleitungen ganz bestimmte Verhaltungsvor¬
schriften. Grundsatz war, jede Feindseligkeit mit einem entsprechenden
militärischen Gegenunternehmen zu vergelten, im übrigen aber die
Russen ungestört zu lassen.
Die DOHL. hatte wohl um Mitte April erwogen, an der Ostfront
mit den Streitkräften des GFM. Prinzen Leopold von Bayern einen
1) Suhrmann, Geschichte des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 31 im
Weltkriege (Oldenburg-Berlin 1928), 273 ff. — Bruchmüller, Die deutsche
Artillerie in den Durchbruchsschlachten des Weltkrieges (Berlin 1921), 53 ff. —
Zajontschkowskij, Feldzug 1917, 47 ff.