Kampfesunlust im mazedonischen Ententeheer 753 englische, eine russische, eine italienische und drei venizelistische Infan¬ teriedivisionen, somit insgesamt 24 Divisionen. Im Ententelager hingegen begann durch die Mißerfolge in den Frühjahrskämpfen unter den Truppen eine gewisse Kampfunlust um sich zu greifen. Vor allem unter den Serben, die in den letzten Kämpfen schwer gelitten hatten und sich durch den im Spätherbst erfolgten Ausfall Rußlands besonders betroffen fühlten. Zersetzungserscheinun¬ gen, ähnlich jenen in Rußland, begannen sich auch bei den in Maze¬ donien stehenden russischen Truppen zu zeigen. Auch wollten sich die Hoffnungen, die man auf die militärische Hilfe Griechenlands gesetzt hatte, nicht recht erfüllen. Bis Ende Dezember 1917 waren nur drei griechische Divisionen (Stand 37.000 Mann) ohne sonderlichen Kampf¬ wert und ohne Artillerie in die Front getreten. Eine allgemeine Mobili¬ sierung in Alt-Griechenland *) konnte aus innerpolitischen Gründen erst für den Februar 1918 in Aussicht genommen werden. London dachte im stillen an die Abberufung englischer Truppen von der Salonikifront; Italien wieder drängte auf Verlegung seiner 35., in der Mitte des Ententeheeres stehenden Division an den äußersten linken Flügel gegen Albanien zu. Frankreich selbst, ansonsten Bannerträger des Feindbundes in Mazedonien, konnte neben den starken Truppenabgaben, die es wegen der Niederlage des italienischen Heeres im Spätherbste 1917 für Italien leisten mußte, keinen Mann für Saloniki erübrigen. Daher konnte die französische Heeresleitung an eine Offensive der buntscheckigen Orientarmee nicht denken. Gen. Guillaumat, der am 16. Dezember dem Gen. Sarrail im Kommando folgte, erhielt deshalb auch den Auftrag, die Front von der Struma bis zu den albanischen Seen bloß zu halten und die Zugänge nach Griechenland, vor allem östlich des Pindos¬ gebirges, zu sperren2). Da auch die DOHL. und die bulgarische Heeresleitung die Auf¬ gabe der bulgarischen Südfront in der Behauptung des eroberten Ge¬ bietes sahen, war der Zeitpunkt für große Kampfhandlungen an der mazedonischen Front vorerst nicht abzusehen. Die Türkei im zweiten Halbjahr 1917 Hiezu Nebenskizze auf Beilage 35 Von den Mächten des Vierbundes schnitt die Türkei im Jahre 1917 vergleichsweise am schlechtesten ab. Ihr Heer hatte manches Miß- 1) Franz. Gstb. W., VIII, 551. 2) Franz. Gstb. W., VIII, Annexes, 441. VI 48