712 Die Herbstoffensive gegen Italien 384km betragen; von Mitte November an zählte sie nur mehr 140km und hatte sich also fast auf ein Drittel verkürzt. Die Front inVenetien lag hinter einem starken, übersichtlichen Flußhindernis. Die neugewon¬ nenen Gebirgsstellungen zwischen Asiago und dem Piaveknie bei Quero waren wohl unbequem, aber doch gewiß zu behaupten. Die Frontver¬ kürzimg machte das Herausziehen der deutschen Divisionen leicht, die nach dem Auftreten von Ententestreitkräften in Oberitalien mit dem stolzen Bewußtsein abziehen konnten, auch ihrer Westfront mittelbar Erleichterung gebracht zu haben. Sie gestattete aber auch das Ausschei¬ den zahlreicher Verfügungstruppen, die in Erholungsquartieren rasten konnten. Der Nachschub an die Front in der Ebene war nach Betriebs¬ aufnahme auf dem ganzen Netz der Heeresbahn Süd-West gesichert (S. 643). Überdies gestattete das reiche Straßennetz nach Wiederher¬ stellung der Brücken die volle Ausnützung des mechanischen Zuges. Der Nachschub an die Gebirgsfront zwischen Brenta und Piave war dagegen schwierig und blieb stets unzulänglich. Um das Vollbahnstück im oberen Piavetal zwischen Vigo und Fei tre für den Nachschub auszunützen, wurde eine von Niederdorf ausgehende, im Höhlensteintale führende Feldbahn über Schluderbach hinaus vorgebaut, die südlich von Cortina d'Ampezzo an eine italienische Schmalspurbahn und später an einen Seilaufzug anschloß, daher nur geringes leisten konnte. Der Hauptnach¬ schub mußte von Vittorio nordwärts über S. Croce nach Ponte nelle Alpi zur Bahn vorgebracht werden, um dann aus dem Becken Feltre—Fon- zasO' mit Tragtieren und Trägern zur Hochgebirgsfront zu gelangen. Die Größe des erfochtenen Sieges offenbarte sich in nichts deut¬ licher als in den Einbußen, die der Feind erlitten hatte. In der Zeit vom 24. Oktober bis zum 10. November hatte er 10.000 Mann durch Tod, 30.000 durch Verwundung und 293.000 durch Gefangennahme verloren. An die 350.000 Flüchtlinge und Versprengte füllten die Etappe und das Hinterland. Der Gesamtabgang an Kämpfern hat demnach fürs erste 700.000 Mann betragen. Bis zum 20. November stieg diese Zahl, wenn man die Kranken dazurechnet, nach amtlichen italienischen Quellen auf 800.0001). Diese gewaltigen Verluste bedingten naturgemäß auch eine Ver¬ ringerung der Zahl der Heeresverbände. Bis zum 24. November wurden 22 Infanteriebrigaden, 3 Bersaglieriregimenter, 3 selbständige Bersaglieri- bataillone, 15 Alpiniba.taillone sowie zahlreiche Maschinengewehrkom¬ pagnien und Batterien aufgelöst. Der Verlust an Artilleriegerät betrug Bericht der Untersuchungskommission, I, 373 f.