702 Die Herbstoffensive gegen Italien abliefen, auch die Nachteile einer solch vereinfachten Befehlgebung nicht ausbleiben. Als der 29. Oktober zur Neige ging, hatten sich die Anfänge der 14. Armee, über Udine hinwegstürmend, aufwärts von Codroipo bereits dem Tagliamento genähert, während die Heeresgruppe Boroevic um diese Zeit erst die Reichsgrenze südlich von Cornions zu überschreiten begann. Die 2. Armee der Italiener war vor den Heersäulen der Verbündeten zertrümmert gegen den Tagliamento gewichen, indes weiter südlich ihre 3. Armee auf ihrem Rückzüge von Görz und vom Karst noch weit gegen Osten zurückhing. Gewaltige Massen der Italiener waren sonach südlich der Linie Codroipo—Cormons von den Verbündeten überflügelt! Die in die Augen springenden Erfolgsmöglichkeiten, die sich aus dieser Lage ergaben, wurden von den feindnahen Korps- und Divisions- führern und auch von dem seinen Truppen an den Fersen bleibenden Armeekommando Below rasch erkannt. Am 30. Oktober schickten sich zunächst fünf Divisionen der Gruppen Hofacker und Scotti zu einem Vorstoß gegen Codroipo und Latisana an, bei dessen Gelingen Teile der italienischen 2. und die Masse der 3. Armee abgeschnitten werden konn¬ ten. Hofackers Württemberger nahmen Codroipo und legten die Hand auf die ¡allerdings zerstörten Brücken westlich dieses Ortes. Die zahl¬ reichen, auf diese Übergänge gewiesenen italienischen Truppenteile mußten nach Südwesten abbiegen, wo ihnen außer den Brücken von Latisana noch eine bei Madrisio — den Verbündeten allerdings unbe¬ kannt — zur Verfügung stand. Das gleichzeitige Vordringen der drei Divisionen Scottis gegen La¬ tisana wurde an diesem Tage jedoch schon erheblich vom System der ,,Gefechtsstreifen" in Mitleidenschaft gezogen. Das Erscheinen des zur 2. Isonzoarmee gehörenden II. Korps, Gdl. Kaiser, in ihrem Vorrückungs- raum veranlaßte Below noch am 30., diesen Divisionen, die von Udine in stark südlicher Richtung vorzustoßen gehabt hätten, eine mehr süd¬ westliche Stoßrichtung zuzuweisen (S. 583); dadurch wurde der Druck, den sie auf die Nordflanke der dem unteren Tagliamento zuströmen¬ den Italiener auszuüben vermochten, merklich geringer. Allerdings waren die eben erwähnten Maßnahmen Below s wohl auch noch durch ein zweites beeinflußt: durch den von ihm gleichfalls ;am 30. zunächst noch ohne Zustimmung der Heeresleitungen gefaßten Entschluß, die Offensive möglichst bald über den Tagliamento hinauszutragen. Als nun aber am 30. abends von den Kampf fei dem südwestlich von Udine bereits 60.000 Gefangene und eine Unmenge von Beute gemeldet