494 Die Herbstoffensive gegen Italien bei größter Bereitwilligkeit der an der Ostfront befehligenden deutschen Heerführer aufbringen zu können. Auch der zeitraubende Eisenbahn¬ aufmarsch, bei dem schließlich doch alle Transporte auf der einzigen Strecke Franzensfeste—Trient zusammenlaufen mußten, löste erhebliche Bedenken aus. Anders verhielt es sich am Isonzo. Hier standen schon 20 Divi¬ sionen und eine starke Artillerie. Die k. u k. Heeresleitung glaubte je¬ doch, daß die Isonzoarmee im Stirnangriff selbst bei Einsatz von wesentlichen Verstärkungen auch unter sehr großen Opfern kaum einen großen Erfolg würde erzielen können. Einen solchen hielt sie „nur durch ein Aufrollen der italienischen Isonzofront aus dem Räume Tolmein— Flitsch" für möglich. Es ist dies derselbe Raum, auf den FM. Conrad in seiner Denkschrift vom 23. Jänner 1917, wenn auch in einem etwas anderen Zusammenhange, hingewiesen hatte (S. 5). Der deutsche Be¬ vollmächtigte, GM. Cramon, berichtete über diesen Angriffsplan schon am 1. August an seine Heeresleitung mit dem Beifügen, daß man von Baden aus gegebenenfalls deutsche Waffenhilfe erbitten werde1). Die am 31. Juli einsetzende Flandernoffensive der Engländer machte es jedoch der DOHL. zunächst unmöglich, Truppenabgaben zuzusagen. Die am 20. August bei Verdun losbrechenden Angriffe der Franzosen erhöhten die Spannung an der Westfront. Cadornas Zurüstungen für einen neuen Ansturm, die klar erkannt wurden, nötigten auch die hohen öst.-ung. Führerstellen, vorerst die Abwehrmaßnahmen am Isonzo zu vervollständigen. Am 17. August be¬ gann die elfte Schlacht, die an Gewalt alle früheren übertraf. Durch die Tapferkeit unserer Truppen war es wohl gelungen, die Mitte und den Südflügel der Isonzofront fast völlig zu behaupten. Der Nordflügel war aber in eine unvorbereitete Linie zurückgedrückt worden. Ihre Behauptung in einer neuen Entscheidungsschlacht wäre zumindest mit besonders hohen Verlusten verbunden gewesen. Glückte die Abwehr aber nicht, dann wäre der Brückenkopf von Tolmein verloren gewesen und mit seinem Verlust die ganze Isonzofront unhaltbar geworden. Als am 25. August die schwerste Krise der elften Schlacht über¬ wunden zu sein schien, faßte Gdl. Arz am gleichen Abend die feste Absicht, noch vor dem Winter jenen Gegenangriff zu unternehmen, den er drei Tage vorher dem GO. Boroevic in Aussicht gestellt hatte (S. 456). Nur einen solchen Angriff hielt er für geeignet, die Gefahr, von einem zwölften Ansturm der Italiener durchbrochen zu werden, „radikal" 1) Schreiben des Generals Cramon vom 12. Oktober 1920 an GO. Arz.