428 Das militärpolitische Weltbild im Frühjahr und im Sommer 1917 Fern von dieser Walstatt war am 20. August an der Nordfront von Verdun auf Zuruf der Alliierten auch der französische Poilu nach langem Stilliegen wieder aus seinem Graben vorgestürmt. Er drückte nördlich der Feste auf beiden Maasufern die deutschen Stellungen um 2 bis 4 km zurück. Die Bedeutung dieses Ereignisses war nicht in diesem örtlichen Erfolg zu suchen, sondern darin, daß es die Wieder¬ genesung des französischen Heeres nach den schweren Fiebern des Spätfrühlings verriet. Zugleich mit diesen Kämpfen hatte England mit größter Tatkraft seine Gegenzüge wider den uneingeschränkten UTBootkrieg aufgenom¬ men. Allenthalben wurden scharfe Maßnahmen ergriffen: Rationierung, Einfuhrverbot für alle entbehrlichen Dinge, Beschlagnahme neutralen Schiffsraumes, der mit der Zeit bis zur Hälfte britischen Bedürfnissen dienstbar gemacht wurde, Bau von Holzschiffen, gründliche Umstellung der landwirtschaftlichen und bergbaulichen Erzeugung, eifrigster Aus¬ bau der U-Bootwehr mit technischen Mitteln aller Art. Zudem sprangen die Vereinigten Staaten sofort helfend bei, indem sie vom Juni an alles überschüssige Getreide nach England führten und zugleich auch ihrer¬ seits den Bau von Holzschiffen in größtem Umfange betrieben. Des weiteren kamen die Alliierten überein, bis zum Eingreifen der Amerikaner die Erzeugung von schwerem Geschütz, Giftgranaten, Flugzeugen und Kampfwagen in ihren Rüstwerkstätten auf ein Höchst¬ maß zu steigern. Wenn es je in den letzten Monaten Augenblicke wirk¬ lichen Kleinmutes gegeben hatte — sie waren nun, nicht zuletzt dank der zähen Entschlossenheit von Männern wie Ribot, Painlevé, Foch und Pétain in Frankreich, wie Lloyd-George und Robertson in England, überwunden. Allerdings darf man eins nicht vergessen: während etwa der deutsche Gelehrte dem deutschen Soldaten mit dem Bleistifte in der Hand vorrechnete, daß er auch in den Tümpeln, Überschwem¬ mungsfeldern und wassergefüllten Trichtern Flanderns nur einer ge¬ wissen Menge von Kalorien an Nahrungszufuhr bedürfe und nicht um eine mehr, zogen Engländer und Franzosen, und auch die Italiener am Isonzo, immer wieder reich gesättigt und aufs beste bekleidet in die Schlacht. Sie lebten im Vergleich zu den Streitern des Vierbundes noch immer im Überfluß. Der von der Entente immer heftiger betrie¬ bene Ideenkrieg änderte nichts an der Tatsache, daß das Ringen um den Sieg aus dem Reiche des Geistigen und Ethischen immer mehr in die Ebene des Materiellen herabsank.