424 Das militärpolitische Weltbild im Frühjahr und im Sommer 1917 Zukunft Belgiens vermochte sich die deutsche Regierung, bestärkt durch die Heeresleitung, nicht durchzuringen, da sie das belgische Faust¬ pfand nicht vorzeitig preisgeben wollte. Österreich-Ungarn in den militärischen Plänen der Entente Die Besonderheit der internationalen Lage Österreich-Ungarns spiegelte sich auch in der Rolle wider, die das Reich diese Zeit über in den militärischen Erwägungen der Entente spielte. Zumal Lloyd- George hatte sich schon auf der Konferenz zu Rom, Ende Dezem¬ ber 1916, nachdrücklich für den Einsatz starker Kräfte der Alliierten zu einer gemeinsamen Isonzo offen si ve .ausgesprochen (S. 16). Seiner Über¬ zeugung nach war durch einen solchen Angriff die gegnerische Phalanx an ihrer empfindlichsten Stelle zu treffen. Der britische Premier hatte von der militärischen Widerstandskraft des Donaureiches eine sehr geringe Meinung, die vielfach auf falschen Voraussetzungen fußte, so auf der Ansicht, daß die italienische Infanterie der gegnerischen mora¬ lisch überlegen, die italienische Artillerie jedoch der des Gegners zahlen¬ mäßig unterlegen gewesen sei1). Begreiflicherweise nahm der italienische Generalstabschef die Aufmerksamkeit, die Lloyd-George der Isonzo- front zuwandte, dankbar zur Kenntnis. Doch dachte er, wenn er in jenen Wochen von einer Ententehilfe für das venezianische Kriegs¬ theater hörte, weit mehr als an einen Angriff an die Abwehr einer von den Mittelmächten gemeinsam unternommenen Offensive, die er da¬ mals für sehr wahrscheinlich hielt. Die ganze Frage kam jedoch fürs erste über ein Studium am grünen Tisch nicht hinaus, da die franzö¬ sischen und die englischen Militärs mit ihrem Plan zu einem großen Angriff in Frankreich den Sieg davontrugen. Die Vorbereitungen zu diesem Angriff durchkreuzte Hindenburg zunächst durch seinen überraschenden Rückzug in die Siegfriedstellung (S. 120). Drei Wochen später flammte dennoch die Doppelschlacht bei Arras und in der Champagne auf (S. 121 f.). Inzwischen schwand auch Cadornas Befürchtung wegen einer gemeinsamen Offensive der Mittel¬ mächte gegen das italienische Heer. Dieses trat am 12. Mai, als die Schlachten im Westen bereits abgeebbt waren, zu seinem zehnten Isonzo- r) Lloyd'G e o r g e, Mein Anteil am Weltkrieg (in deutscher Sprache, Berlin 1934), II, 182 und 19S.