Die beiden Gazaschlachten 235 Nicht ohne bedeutungsvolle Ereignisse verlief das erste Halbjahr 1917 im nahen Orient. In der Nacht auf den 11. März glückte es den Engländern, die Schlappe von Kut-el-Amara wettzumachen und Bagdad den Türken zu entreißen. Die türkische 6. Armee vermochte schließlich 150 km nördlich dieser Stadt wieder festen Fuß zu fassen. Schon am 17. März reiste der türkische Vizegeneralissimus Enver Pascha nach Kreuznach, um die Hilfe Deutschlands für die Rückeroberung Bagdads zu erbitten. Man sagte ihm weitgehende Unterstützung zu. Die tür¬ kische 6. Armee sollte mit der um Aleppo zu versammelnden 7. Armee die Heeresgruppe Yildirim (Blitz) bilden. Die DOHL. stellte das neu¬ zubildende „Asienkorps", das k. u. k.AOK. eine Anzahl von Gebirgs- batterien bei. Die Kriegshandlung wurde für Oktober 1917 in Aussicht genommen. Zum Oberbefehlshaber wurde Gdl. Falkenhayn bestimmt, der am l.Mai das Kommando über die von ihm bisher befehligte deutsche 9. Armee abgab und sodann nach der Türkei abreiste1). Die Schwerfälligkeit des türkischen Verkehrswesens und die Ereignisse in Syrien verzögerten jedoch die zeitgerechte Bereitstellung der Heeres¬ gruppe in Mesopotamien. In Syrien standen die Türken in einer Stellung südlich von Gaza (siehe Band V, Beilage 34), die unbedingt zu halten sie entschlossen waren. Nachdem die Engländer ihre Eisenbahn entsprechend weit vor¬ gebaut hatten, verstärkten sie ihr Expeditionskorps und versuchten zweimal, die syrische Front der Türken zu durchbrechen. Jedoch blühte in beiden Gazaschlachten (26.—27. März und 19.—20. April 1917) den Engländern kein Erfolg. An der geglückten Abwehr hatten auch zwei öst.-ung. Batterien, die 1. HbBt. GbAR. 4 und die 2. HbBt. GbAR. 6, ruhmvoll Anteil genommen. Den in Aussicht stehenden Einsatz der neu zu bildenden grie¬ chischen Armee an der Salonikifront benützte England als willkomme¬ nen Anlaß, seinen Truppenstand in Mazedonien zu verringern und dafür seine Heer.esmacht in Syrien zu verstärken. Trotz des Einspruches der französischen Heeresleitung, die auf die bisherigen englischen Kla¬ gen über Versorgungsschwierigkeiten in Mazedonien die seit der Unterwerfung Griechenlands eingetretene Besserung ins Treffen führen konnte, blieb das englische Oberkommando diesmal fest. Es zog im Juni eine Division ab, der im August eine zweite folgte. Dies gab dem britischen Reichsgeneralstab die Möglichkeit, den schon seit langem geplanten Angriff aus Jerusalem ernsthaft in die Wege zu leiten. 1) 2 wehl, Erich von Falkenhayn (Berlin 1926), 266 f.