Meuterei im französischen Heere 231 Front zwischen Zborów und den Karpathen anhäuften, desto größer mußte der Erfolg werden. Mit den Vorbereitungen für den Gegenstoß sollte aber erst begonnen werden, bis der Feind tatsächlich angegriffen und sich an den Wehrstellungen der Heeresgruppe Böhm-Ermolli fest¬ gerannt hätte. Die DOHL. billigte diesen Plan und war bereit, die Kräfte für den Gegenstoß entsprechend stark !zu halten, um, wenn möglich, eine ent¬ scheidende Wirkung zu erreichen und den Widerstand Rußlands end¬ gültig zu brechen. Hierzu waren Verstärkungen nötig. Mehr als sechs Divisionen konnten aber an der Westfront nicht entbehrt werden. Auch dies war schon ein schwerer Entschluß, da am 7. Juni der englische Angriff bei Wytschaete erfolgte und zu erwarten war, daß eine große Offensive in Flandern folgen würde. Der Abtransport und die artille¬ ristischen Vorbereitungen waren so geordnet, daß etwa Mitte Juli der Gegenstoß angesetzt werden konnte. Zwei Wochen früher rafften sich in der Tat die 11. und die 7. Russenarmee in Ostgalizien zu ihrem letz¬ ten Massensturm auf1). Die Untätigkeit der Verbündeten Rußlands Die Begebenheiten an der Westfront Hiezu. Bei,läge 1 Waren im April die Heere der beiden Westmächte entgegen den getroffenen Vereinbarungen, an allen Fronten möglichst gleichzeitig an¬ zugreifen, schließlich doch vereinzelt in die Schranken getreten, so fügte es sich Ende Juni, daß nun die Russen, als sie sich endlich in Ostgalizien zu einem großen Durchbruchs angriff anschickten, von ihren Verbündeten allein gelassen wurden. Daß die Italiener nach der sehr verlustreichen zehnten Isonzo- schlacht und nach ihren ergebnislosen Angriffen in den Sieben Ge¬ meinden einer Ruhepause bedurften, war verständlich. Aber auch die Franzosen -verharrten in völliger Tatenlosigkeit. Der Grund hiefür war, daß sich die Stimmung im französischen Heere nach den fruchtlosen und sehr verlustreichen Anstürmen an der Aisne immer mehr ver- i) Ludendorff, 345. — Hoffmann, Der Krieg der versäumten Gelegen¬ heiten (München 1923), 177 f. — Kühl, Weltkrieg, II, 106.