Plan einer neuen Generaloffensive der Entente 219 nische Generalstabschef Gen. Presan teilnahmen. Alle hohen russischen Generale sprachen sich einhellig gegen die Verlautbarung der Deklara¬ tion aus. Sie fuhren nach Petersburg, um den Machthabern die verzwei¬ felte Lage der Armee zu schildern und um die sofortige Zurückziehung der Deklaration zu bitten. Diese Vorsprache fand am 17. statt, blieb aber ohne Ergebnis. Die Generale reisten noch nachts in ihre Haupt¬ quartiere zurück. Tags darauf, am 18. Mai, wurde auf Betreiben des englischen Bot¬ schafters Buchanan und des nach Petersburg entsandten französischen Rüstungsministers Albert Thomas, eines Sozialisten, die russische Regie¬ rung umgebildet. Das neue Kabinett brachte bürgerliche und sozia¬ listische Männer ans Ruder. Die Koalition sollte Rußland wieder an den Kriegswagen der Entente spannen. Ihr radikalstes Mitglied, Ke- renski, war ein gefügiges Werkzeug in den Händen der Ententediplo¬ maten. Er wurde an Stelle Gutschkows zum Kriegsminister ernannt1). Bei der Besprechung zu Mohilew war auch über die großen Richt¬ linien für eine Offensive des russisch-rumänischen Heeres beraten wor¬ den, die als Auftakt zu einem neuerlichen Ansturm der Westmächte gedacht war. Den ersten Hieb sollte ungefähr um den l.Juli das rus¬ sische Südwestheer in Ostgalizien führen. Angriffe an der rumänischen und an der russischen Westfront sollten folgen. Dadurch glaubte man, den im Frühjahr nicht zustandegekommenen gleichzeitigen General¬ angriff der Entente doch noch in die Wege leiten zu können2). Die große Frage war allerdings, ob die Soldaten den Angriffsbefehl auch befolgen würden. Das Ende der Friedenserofaganda Die Heeresleitungen der verbündeten Mittelmächte hatten unter¬ dessen einen großen Versuch unternommen, mit Rußland zu Waffen¬ stillstandsverhandlungen zu kommen. Am 12. Mai, zwei Tage vor dem russischen 1. Mai alten Stils, erließen die drei Oberbefehlshaber der G u r k o, 216 ff. — Das russische Heer von 1917 und die Revolution (Wissen und Wehr, Berlin, Jhrg. 1922, 234 ff.). — Spannocchi, 82 ff. — Zajontsch- k o w s k i j, Feldzug 1917, 63 ff. 2) Winogradsky, La guerre sur le front oriental en Russie — en Rou¬ manie (Paris 1926), 334. — D abija, Armata romàna in räsboiul mondial (1916— 1918), IV (Manuskript, in das durch das Entgegenkommen des Verfassers das Kriegs¬ archiv noch vor der Drucklegung Einsicht nehmen konnte).