Kräfteverschiebungen zwischen den Fronten 215 die DOHL. allerdings vom militärischen Standpunkt aus nicht für gegeben. Ihre Beurteilung der Kriegslage war zuversichtlich. Der U-Bootkrieg hatte im April über alles Erwarten gut gewirkt. Gegen Mitte Mai war der große Angriff der Franzosen an der Aisne und auch in der Champagne (S. 122) zum Stehen gekommen. Die DOHL. hoffte, die in der nächsten Zeit zu erwartenden neuen Angriffe der Entente ebenfalls abwehren zu können. Gdl. Arz hatte für die Front am Isonzo dieselben Hoffnungen. Die Wirren in Rußland erleichterten die Kriegs¬ lage. Die DOHL. war überzeugt, daß das russische Heer noch auf längere Zeit kampfunfähig bleiben werde. Man konnte seine Zersetzung begünstigen, im übrigen die Entwicklung der Verhältnisse an der Ost¬ front mit Ruhe abwarten. Um die russische Front noch mehr auszuschalten, setzten unsere Nachrichtentrupps die Friedenspropaganda eifrigst fort. Über die Richt¬ linien dieser Propaganda gab es allerdings zwischen den Heeresleitungen und den Regierungen der Mittelmächte manche Meinungsverschiedenheit auszugleichen, die vor allem die Kriegsziele betrafen. Die Deutschen brachten in Frankreich gefangene Russen an die Ostfront herüber, und übergaben sie ihren Kameraden, auf die sie im ententefeindlichen Sinne einwirken sollten. Diese Heimgeschickten konnten nicht genug über die Kriegsmüdigkeit der Franzosen erzählen, die nur von ihren Führern zum Angriff getrieben würden. Das russische Heer vermochte sich in seiner hoffnungslosen Ohn¬ macht während des seit dem 9. April 1917 tobenden Generalsturmes der Westmächte und beim zehnten Sturmlauf der Italiener am Isonzo nicht zum Kampfe aufzuraffen. Die Heeresleitungen in Baden und in Kreuznach nützten die Waffenruhe an der Ostfront dazu aus, um im Südwesten und Westen abgekämpfte Divisionen gegen ausgeruhte aus dem Osten umzutauschen. Auch wurden die vierten Geschütze fast aller deutscher Batterien und die ganze Artilleriereserve an die bedrängten Fronten in Frankreich abgezogen. Im April rollte aus Ostgalizien die deutsche 195. ID. nach dem Westen. Das k. u. k. IV. Korpskmdo. gelangte Ende dieses Monats auf den südwestlichen Kriegsschauplatz (S. 108). Die deutsche 15. ID. wurde von der wolhynischen Front nach Brest-Litowsk abgeschoben, während die k. k. 26. SchBrig. aus dem Bereiche der Heeresgruppe Woyrsch schied, um nach Südtirol zu gelangen (S. 109). Im Mai wurden an deutschen Verbänden aus Siebenbürgen das Alpenkorps und aus Ostgalizien die 36. und die 48. RD. sowie die 119. und die 10. bayr. ID. an die West¬