196 Die Mai- und Junischlachten im Südwesten da er Gefahr lief, daß die eben erst nur notdürftig hergestellte Front gänzlich zerrissen werde. Der auf dem Grenzkamm befehligende italie¬ nische Divisionär war in der Tat entschlossen, den Stoß am 12. fort¬ zuführen; es sollten sechs Bataillone gegen die C. Dieci und in den Rücken der Ortigarastellung vorgehen1). Zum Glück für den Verteidi¬ ger wurde jedoch die 52. ID. angewiesen, sich zunächst auf örtliche Verbesserungen zu beschränken; trotz dieses Auftrages erlahmte die Kampftätigkeit auch an den folgenden Tagen nicht. Gegen den gefährdeten Raum auf dem Grenzkamm eilten die näch¬ sten Reserven heran. Während die 18. ID. ihre Südflanke durch Heran¬ schieben des Bataillons X/14 in den Raum nordöstlich der C. Dieci zu sichern trachtete2), setzte die 6. ID. noch am 10. abends das Bataillon IV/14 auf der Höhe -<¡>-2051 östlich der Porta Lepozze ein, wo der Feind am Vortage zum Stehen gebracht worden war. Zwei Kompagnien dieses Bataillons und eine Kompagnie des F JB. 20 wiesen am 11. früh einen starken italienischen Angriff gegen die steil abfallende Nordseite des Mt. Ortigara ab. FM. Conrad hatte schon am 10. Juni in einer dringenden Depesche, mit der er der Heeresleitung das Losbrechen des seit langem erwar¬ teten italienischen Ansturmes meldete, darauf hingewiesen, daß die der Heeresgruppe zur Verfügung stehenden Kräfte nur zur Abwehr des ersten Stoßes ausreichen würden, und demnach Verstärkungen rasche- stens nötig seien. Das AOK. bemerkte in seiner Antwort, daß es von seiner Überzeugung, auf der die Abwehr gegen Italien aufgebaut sei, daß die Entscheidung, im Isonzoraum falle, auch jetzt nicht abgehen könne. Ein Teilangriff von zehn italienischen Divisionen auf der Hoch¬ fläche von Asiago berechtige nicht zu einschneidender Schwächung der 5. Armee; im Nordosten könnten gegenwärtig keine Kräfte freigemacht werden. Eine von Conrad am 11. vorgelegte Würdigung der Lage an der italienischen Front vermochte angesichts der Gesamtlage an der Entscheidung der Heeresleitung nichts zu ändern. Der Gegenangriff des k.u.k. III. Korps am 15. Juni Das k.u.k. 6. IDKmdo., FML. Edi. v. Mecenseffy, hatte noch am 10. Juni außer dem bereits eingesetzten Bataillon III/59 und dem zur Porta Lepozze befohlenen Bataillon IV/14 noch das Bataillon 11/14 auf !) Como Dagna Sabina, L'Ortigara (Mailand 1934), 87. 2) Ehnl, 57ff.