Heranführen von Reserven zum XXIII. Korps 171 Die Ereignisse dieses Tages hatten die Sorge wegen der ferneren Entwicklung der Schlacht auf dem Südflügel der Armee um ein weiteres vermehrt. Das Armeekommando hatte zu Mittag dem VII. Korps be¬ fohlen, alle noch verfügbaren Reserven dem XXIII. Korps abzugeben. Dafür sollte das XVI. Korps zwei Bataillone dem VII. Korps überlassen. Dem Gdl. Lukas wurde aufgetragen, die ll.GbBrig. unter allen Um¬ ständen bis spätestens 29. Mai in das Wippachtal abzusenden. Endlich hatte das XV. Korps sogleich zwei Bataillone zur Abbeförderung an den Südflügel der Armee auf die Bahn zu setzen. Der Kommandant der Südwestfront, FM. Erzherzog Eugen, befahl der Heeresgruppe in Tirol, die bereitgestellten sechs Bataillone, die Infanterieregimenter 73 und 64, sofort abzusenden. Die Heeresleitung verständigte den GO. Boroevic, daß die Spitze der nächsten Division schon am 30. eintreffen werde. Auch mehrere Batterien wurden vom XVI. und vom XV. Korps, die des zweitgenannten mit der Eisenbahn, zum XXIII. Korps abgesendet. In Erwartung weiterer schwerer Kämpfe hatte ferner das Kom¬ mando der Isonzoarmee die Weisung erlassen, daß angesichts der Not¬ wendigkeit, mit den Menschen zu sparen, „blutige Gegenangriffe zur Gewinnung lokaler Erfolge im offenen Gelände, die infolge der hinläng¬ lich erwiesenen feindlichen Übermacht bald wieder illusorisch werden", zu unterlassen seien. In diesem entscheidenden Ringen verbürge nur der Kampf in den festgefügten Stellungen Erfolg. Kämpfe im freien Ge¬ lände seien daher, wo nur immer angängig, zu vermeiden. Indessen waren aber auch die Kräfte des Feindes erschöpft. Bereits in der Nacht auf den 27. Mai ebbte die Gefechtstätigkeit auf der Karst¬ hochfläche merklich ab und lebte auch am kommenden Tage — gegen alles Erwarten — nicht wieder auf. Im Gebiete nördlich von Görz tobte jedoch die Schlacht weiter. Der letzte Angriff der Görzer Armee (23. bis 26. Mai) Wie bereits erwähnt wurde, ging die gleichzeitig mit dem Massen¬ angriff der italienischen 3. Armee angelegte Kriegshandlung der Görzer Armee weit über das Maß eines Ablenkungsunternehmens hinaus. Es war also vollkommen zutreffend gewesen, wenn GO. Boroevic am 23. abends meldete, die Schlacht tobe von der Meeresküste nordwärts bis über Piava hinaus mit einer Heftigkeit, „wie sie die Isonzofront bisher noch nicht kennen zu lernen Gelegenheit hatte".