Die Ruhe vor dem Sturm 139 Während also die Anzeichen für ein kraftvolles Unternehmen gegen das XVII. Korps merkbar zunahmen, konnten solche vor dem XVI. Korps und dem Abschnitt III, trotz: scharfer Beobachtung, nicht wahrgenom¬ men werden. Dessenungeachtet hielt Boroevic an der Meinung fest, daß der feindliche Hauptschlag gegen den südlichen Armeeflügel geplant sei und in aller Heimlichkeit vorbereitet werde. Diese Überzeugung hielt ihn davon ab, an die Stelle der 106. LstlD., deren Verschiebung ihm nicht zugebilligt worden war, eine jener vier Divisionen zu setzen, die hinter dem Südflügel auf der Karsthochfläche bereit standen. Am 10. Mai trat wieder auffallende Ruhe an der Front ein, die auch am 11. Mai anhielt. Mochten die Italiener zuguterletzt ihr Vorhaben auf¬ gegeben oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben haben? Diese Frage wurde beim 5.Armeekmdo. ernstlich besprochen. Die allgemeine Kriegslage war auf Seiten der Entente keineswegs günstig. Weder den Engländern noch den Franzosen war der große Durchbruch an der Westfront gelungen. Rußland erschien durch die Vorgänge im Innern geschwächt. Also konnten es sich die Italiener überlegt haben, nun allein, ohne mittelbare Hilfe ihrer Bundesgenossen, ans Werk zu gehen. Da, am 12. Mai morgens, lösten sich alle Zweifel. Kaum daß das erste Licht den Anbruch des Tages verkündete, erscholl an der ganzen Front von Tolmein .abwärts bis zum Meere lebhafter Kanonendonner, der alsbald zu unerhörter Heftigkeit anschwoll. Die Schlacht begann. Der erste Waffengang (12. bis 20. Mai) Hiezu Beilage 8 Der Großangriff der Görzer Armee Der Kommandant der Görzer Armee, GLt. Capello, sah seine Auf¬ gabe vornehmlich darin, dem Gegner die nördlichen Eckpfeiler des Beckens von Görz, die Bergklötze Mt. S. Gabriele und Mt. Santo, zu entwinden. Dadurch sollte dem VIII. Korps (7., 24. und 48. ID.), das sein Schwergewicht zunächst ;auf die Eroberung der sanften Höhen öst¬ lich von Görz zu legen hatte, ein Eindringen in das Wippachtal ermög¬ licht werden. Zur Besitznahme der eben genannten, durch den Dolsattel geschiedenen Eckpfeiler setzte Capello das VI. Korps (8. und 10. ID.) aus dem Gebiete von Salcano zum Stirnangriff an. Da nun die Gipfelreihe Mt. Santo > 682, Vodice >652 und Kuk A 611 einen geschlossenen,