Die Konferenz zu Paris 129 Um aus dieser schwierigen Lage einen Ausweg zu finden, traten die Staatsmänner und Heerführer Englands und Frankreichs am 4. Mai in Paris zu einer Beratung zusammen. Die Konferenz wurde noch um- düstert durch die Sorgen, die die unerwartet großen Erfolge der deut¬ schen Tauchboote bereiteten. In klarer Erkenntnis der vorhin skizzierten Kriegslage beschlossen die Konferenzteilnehmer, trotz aller obwaltenden Schwierigkeiten die Angriffe an der Westfront doch fortzusetzen, um bei den Deutschen nicht den Eindruck eines .von ihnen errungenen Abwehrsieges aufkom¬ men zu lassen. Allerdings reichten die Mittel für eine neuerliche große Offensive nicht mehr aus. Aber durch Teilangriffe sollten die Reserven des Gegners gefesselt und seine Fronttruppen zermürbt werden. Damit hofften die Führer der Westmächte, die kritische Zeit bis zum Ein¬ treffen der amerikanischen Armee zu überstehen. Sie verhehlten sich allerdings nicht, daß bis dahin noch Monate verstreichen würden. Ob dann die nötigen Schiffe für den Transport noch vorhanden sein wür¬ den, stehe dahin,. Nicht ohne schwere Sorgen hatte der französische Generalissimus Nivelle, dessen Stellung schon stark erschüttert war, der diesmal vor¬ nehmlich von den Engländern geforderten Erneuerung der Angriffe zu¬ gestimmt. Der französischen Heeresleitung waren die Anzeichen einer tiefgehenden Gärung im Franzosenheere nicht entgangen, die durch die schweren Verluste in der Aprilschlacht und durch die Enttäuschung über das Ausbleiben des als sicher verheißenen Sieges in den Regimen¬ tern hervorgerufen worden war. Schwere Stunden standen Frankreich bevor. Die Engländer hinwieder beschlossen, das Schwergewicht nach Flandern zu verlegen, um sich in den Besitz der belgischen Küste zu setzen, die den Deutschen als Stützpunkt für ihre U-Boote und als Aus¬ gangsstelle für ihre Luftangriffe gegen England diente. So währte es noch Wochen, ehe die Heere der Westmächte zu neuen Angriffen anzu¬ treten vermochten. Das deutsche Westheer durfte mit stolzer Genugtuung auf die öst¬ lich von Arras und an der Aisne erfochtenen Abwehr erfolge blicken. Hiebei waren allerdings alle bereitgehaltenen Verfügmigstruppen einge¬ setzt worden. Als der Deutsche Kronprinz, ohne von den Disziplinwidrig¬ keiten im französischen Heere Kenntnis erlangt zu haben, den Antrag stellte, dem errungenen Siege einen Gegenangriff folgen zu lassen, mußte die DOHL. unter Hinweis auf den Mangel an schlagbereiten Kräften ablehnen. vi 9