104 Winter und Frühjahrsanfang 1917 gebildet. Die Westfront wurde nach Norden bis zur Düna und nach Süden bis zumPripiatj verlängert und an Stelle der bisherigen 1. Armee, deren noch verbliebene Truppen zum Teil zur 5. Armee, zum Teil zur 10. traten, die neugebildete 3. Armee (X., XX., XXXV. Korps) südlich der Düna eingesetzt. Die letztgenannte Armee hatte die Wege nach Polock zu decken. Die Truppen der früheren 3. Armee, deren Komman¬ dant, Gdl. Lesch, nach der Niederlage bei Tobel abgesetzt worden war, traten zur 2. Armee der Westfront und zur Besonderen Armee der Südwestfront über1).. Bis Anfang Mai hatte sich die Lage im Osten noch keineswegs ge¬ klärt. Die russischen Heerführer schmiedeten wohl Angriffspläne, aber es war noch ganz ungewiß, ob die Truppen die Befehle hiezu auch ausführen würden. Dagegen standen die Mittelmächte in fast unvermin¬ derter Stärke völlig kriegsbereit da. Sie betrieben aber eine Tätigkeit, die dem Wesen des Krieges zuwiderlief. Sie hatten es wohl erreicht, daß die Russen während des Ansturmes der alliierten Armeen im Westen und auf dem Balkan Ruhe hielten. Die Russen zum Abschluß eines Waffenstillstandes zu bewegen, war ihnen jedoch bisnun nicht geglückt. Dazu mochte — wie schon vorhin erwähnt — manchen Kom¬ mandanten öst.-ung. Truppen mit solcher Mannschaft, die innerlich nicht mehr fest zum Reiche stand, das unheimliche Gefühl beschlichen haben, daß das Gift der Zersetzung auch in den eigenen Reihen Ein¬ gang finden könnte. Die in der Front stehenden rumänischen Regimenter verhielten sich gegen unsere Friedenspropaganda völlig unzugänglich. Der Südwesten im ersten Jahresdrittel 1917 Hiezu Beilage 4 Die Maßnahmen der österreichisch-ungarischen Führung Der von der k. u. k. Heeresleitung gemäß den Weisungen Conrads zu Beginn des Jahres 1917 neuerlich entworfene Plan für eine entschei¬ dungsuchende Offensive gegen Italien (S. 5) übte auf die tatsächlichen Maßnahmen zur Stärkung der Abwehrfront im Südwesten keinen Ein¬ fluß aus. Denn schon wenige Tage, nachdem die Konferenz der Entente- !) Zajontschkowskij, Feldzug 1917, 44 ff.