Die Anfänge der elastischen Verteidigung 35 letzten Endes nur, daß dem innern Werte und dem ernsten Willen der Kämpfer sowie einer überlegten, festentschlossenen und zielsicheren Führung ausschlaggebende Bedeutung zukamen. Inzwischen waren im Westen aus den Erfahrungen der bis tief in den November hinein währenden Schlacht an der Somme für eine zweck¬ mäßigere Abwehr neue Ideen erwachsen, die darin gipfelten, die Ver¬ teidigung nicht mehr an die starre Linie zu fesseln, sondern in eine befestigte Fläche zu verlegen. Die vorderste Linie, die dem Trommelfeuer sehr leicht erlag, und auf deren Behaupten daher kein besonderer Wert gelegt wurde, konnte dünn besetzt werden, man klammerte sich lieber an Gräben, Stützpunkte und Flankierungsanlagen des Zwischengeländes und sah die Hauptstärke der Abwehr in den selbsttätig einsetzenden Gegenstößen. Falls diese nicht durchdrangen, wurde ein planmäßig an¬ gelegter Gegenangriff notwendig3). Solche Grundsätze rangen sich zunächst im Westen durch, wurden dort 1917 weitergebildet und er¬ langten im letzten Kriegs jähr eine scharf ausgeprägte Form. Von die¬ ser „elastischen Verteidigung" war man aber Ende 1916 im Osten noch weit entfernt. Hier hatte zunächst nur eine Auffassung des neuen Ver¬ fahrens unter dem Einfluß der deutschen Befehlsstellen, denen die neuen Ideen ja näher lagen, fast unmerklich Eingang gefunden und war noch durch den Kampferfolg selbst gerechtfertigt worden : durch Gegen¬ schlag war anfänglicher Bodenverlust in der Regel hereinzubringen. Im allgemeinen wurde aber auf dem russischen Kriegsschauplatz die starke erste Linie, in der der Hauptwiderstand zu leisten war, nicht nur im Jahre 1917 beibehalten, sondern überhaupt nicht aufgegeben, war Ende 1916 bereits wieder vorhanden, man war an sie gebunden und konnte das ganze Stellungssystem nicht mehr neu anlegen oder umbauen. Als nun im Winter 1917 die geänderten Ansichten zuerst durch Vorschriften der DOHL. an der Front verbreitet wurden, konnte die erwünschte größere Tiefengliederung nur beim Vervollständigen des Zwischen- und Hintergeländes durch Stützpunkte und Maschinengewehr¬ nester sowie im Gruppieren der Maschinenwaffen und der Reserven berücksichtigt werden. Die Führer aller Grade, namentlich aber jene 1) Um unnütze Blutopfer zu vermeiden, mahnte die DOHL. gegen Ende 1916, verlorene Stellungsteile nicht bloß wegen der Waffenehre um jeden Preis zurück¬ zuerobern, sondern Gegenstöße nur dann anzusetzen, wenn sie durch die taktische Lage gerechtfertigt seien. Eine Riegel- oder Sehnenstellung konnte ja für die Abwehr gleich gut, selbst günstiger sein, als ein früher einmal im Kampfe erreichter und nur deshalb festgehaltener Grabenzug (Bd. V, 581). 3*