Die Vorbereitungen bei Feind und Freund Hiezu Beilage 18 Die Entwicklung des Planes für die russische Sommeroffensive Die im März unternommenen Angriffe der Russen hatten wegen ihres schweren Mißerfolges eine Änderung der Lage zugunsten des Zarenheeres nicht herbeizuführen vermocht. Daher blieb bei Alexejew der Wille rege, neuerlich zum Angriff zu schreiten und hiebei womöglich einem von ihm befürchteten deutschen Ansturm zuvorzukommen. Die Schneeschmelze und die damit verbundene Unmöglichkeit, größere Kriegshandlungen durchzuführen, bot Zeit zur Auffüllung der bei der West- und Nordfront entstandenen Lücken, für den weiteren Ausbau der Artillerie und für die Ansammlung von Munition. In Mohilew widmete man sich indessen der Ausarbeitung eines Planes zum Angriff, der im Sinne der Vereinbarungen von Chantilly (S. 236 ff.) der französisch-englischen Somme-Offensive zeitlich voran¬ gehen sollte. Zur Besprechung dieses Angriffsplanes berief Alexejew die drei Frontkommandanten Kuropatkin, Ewert und Brussilow samt ihren Stabschefs, ferner den Kriegsminister Gen. Schuwajew, den Generalartillerieinspektor Großfürsten Sergej Michailowitsch und die Generale des Staatsrates Plehwe und Iwanow für den 14. April in das Hauptquartier des Zaren. An Hand einer sorgfältig ausgearbeiteten Denkschrift besprach Alexejew die Lage im großen und im besonderen an der russischen Front1). Bei Erörterung der Verteidigungsmöglichkeiten ging er von den Stärkeverhältnissen aus; nach seiner Berechnung wies das Zaren¬ heer zur Zeit eine Überlegenheit von 671.000 Bajonetten auf, die bis zum Frühjahr auf 877.000 gesteigert werden konnte. Bedroht erschien dem Chef der Stawka die Südwestfront, weil hier die Russen dem Geg¬ ner nur um weniges überlegen waren und schon verhältnismäßig geringe gegnerische Verstärkungen entscheidend in die Waagschale fallen konn- 1) B a 1 u j e w, Die 8. Armee beim Durchbruch von Luck (in russ. Sprache, Moskau 1924), 185 ff. — D i a k o w, Wie es im Sommer 1916 zur Brussilow-Offensive kam (Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1932) 665 ff.