380 Die Herbstschlachten an der italienischen Front forderte Cadorna am 8. eine Meldung über die für diesen Monat noch geplanten Unternehmen ab. Fünf Tage darauf antwortete Nava, daß es ihm unmöglich sein werde, noch vor dem Eintritt der kalten Jahreszeit die Aufgaben zu lösen, die seiner Armee bei Kriegsbeginn vorgezeichnet worden waren. Selbst das Erreichen nahe gesteckter Ziele glaubte der Armeeführer nicht versprechen zu können. Immerhin wies er das I. Korps an, unter Bedrohung der Sextner Sperren die Besitznahme des Mt. Piano, der nördlichen Abfallsrücken des Mt. Cristallo und des Ausganges des Gottrestales bei Rufiedo (auch Rufredo genannt) anzustreben und so den Durchbruch gegen Toblach vorzubereiten. Das IX. Korps sollte die Begleithöhen des Travenanzestales und den Gebirgsstock Col di Lana Mt. Sief—Settsass bezwingen, um sich den Weg ins Abteital und weiterhin gegen Bruneck zu öffnen1). Den Auftakt dieser breit eingeleiteten Offensive hatte ein in der dunklen und stürmischen Nacht auf den 6. September und bei Morgen¬ grauen unternommener Vorstoß der italienischen 10. ID. beiderseits der Kreuzbergstraße gebildet. Doch der Angriff zerschellte allerorts unter schweren Verlusten2) - an der scharfen Gegenwehr der im Abschnitt Sexten eingesetzten österreichischen und bayrischen Truppen der 56. Gb- Brigade. Bereits mittags war der Kampf zu ihren Gunsten entschieden. Bei dem nun folgenden Hauptangriff ging das IX. Korps dem I. voran und versuchte zwischen dem 16. und dem 28. September vor¬ nehmlich im Travenanzesgebiet Boden zu gewinnen, indes es sich weiter westlich mit einem näheren Heranrücken an die Col di Lana-Stellung vor¬ läufig begnügte. Hiebei gelang es Teilen der italienischen 17. ID., sich am 18. September der Tofana I zu bemächtigen; doch alle weiteren Ver¬ suche, tiefer in das Travenanzestal einzudringen, mißlangen. Beim I. Korps, dessen 2. ID. sich mit Alpini zwischen dem 6. und dem 14. vergeblich um die Bezwingung des Mt. Cristallo bemüht hatte, wurde am 19. neuerlich ein allgemeiner Angriff gegen diese Felsstellungen und gegen den Mt. Piano eingeleitet. Wieder blieben alle Anstrengungen ohne Erfolg, und nachdem am 26. ein letzter Versuch, den Mt. Piano zu erstürmen, gescheitert war, wurden die Angriffe eingestellt. Hiemit fand die völlig ergebnislos gebliebene zweite Dolomitenoffensive ihr Ende. 1) Ital. Gstb.W., II, Text, 362 f. 2) Die Einbußen betrugen beim Verteidiger an Toten und Verwundeten 6 Offi¬ ziere und 41 Mann, bei den Italienern (laut Tosti, La guerra Italo-Austriaca, 1915—1918 [Mailand 1927], 121) etwa 1000 Mann; außerdem fielen 450 Italiener in Gefangenschaft. — Vgl. auch Ital. Gstb.W., II, Text, 368 f., sowie [Czernin-Mor- zin], Dolomitenwacht (Innsbruck 1917), 52ff.