Vergebliche Anstürme des italienischen VI. Korps
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Der Kampf um den Görzer Brückenkopf
(20. bis 24. Juli)
Zur selben Zeit wie auf dem Karst wurde auch vor Görz erbittert
gerungen, da sich das italienische VI. Korps sehr ernsthaft um die ihm
aufgetragene methodische Eroberung des Brückenkopfes bemühte (S. 747).
Einem am 20. vormittags unternommenen Erkundungsvorstoß der
Italiener, der mißglückte, folgte in den ersten Nachmittagsstunden der
Angriff des ganzen VI. Korps, der sich namentlich gegen die Gipfel¬
höhe knapp westlich von Podgora richtete. Nach hin und her wogenden
Nahkämpfen, bei denen die Italiener um 7h30 abends sogar vorüber¬
gehend auf der Kammlinie festen Fuß fassen konnten, wurden schließlich
alle Stellungen — bis auf eine kleine Vorposition — durch die 58. ID.,
GM. Erwin Zeidler, behauptet. Dalmatinische Truppen hatten sich bei
diesen blutigen Kämpfen besonders ausgezeichnet. Berge von Leichen
lagen vor und in den aufgewühlten Gräben der Verteidiger. Die Be¬
hauptung des nördlichen Eckpfeilers des Brückenkopfes, des Mt. Sabo¬
tino, war zum größten Teil der vom östlichen Isonzoufer flankierend
wirkenden Artillerie zu danken.
Am folgenden Tage waren die Podgorahöhe und der Mt. Sabotino
wieder die Brennpunkte des blutigen Ringens. Drei von der italienischen
4. ID. gegen den Mt. Sabotino geführte Angriffe scheiterten wie am Vor¬
tage schon im Abwehrfeuer. Auf der Podgora verbluteten sich die Regi¬
menter der 11., der 12. und der 29. ID. der Italiener im Kampfe gegen
die mit heroischer Tapferkeit ihre Gräben verteidigenden Dalmatiner1).
Nach dieser empfindlichen Schlappe verzichtete das italienische VI. Korps
auf die entschlossene Fortführung des opferreichen Unternehmens2).
Dafür säuberte die k.u.k. 58.ID. am 23. die Podgorahöhe von den letzten
Feindnestern. In ihrem Ingrimm über die bisherigen Mißerfolge — ein
anderer Grund dafür war nicht erkennbar — bewarfen die Italiener
die Stadt Görz am 24. mit Brandbomben.
Hatte man zwar schon am 22. vermuten dürfen, daß die Angriffs¬
kraft der Italiener vor dem Brückenkopf gebrochen war, so wies das
5. Armeekmdo. dem XVI. Korps am 23. doch noch das Kmdo. der 59. ID.
und die 18. GbBrig. zu.
*) Alfred Krauss, Der erste Isonzofeldzug (S c h w a r t e, V, 163).
2) Das italienische VI. Korps verlor vom 18. bis 24. Juli 463 Tote, 2703 Ver¬
wundete und 224 Vermißte (Ital. Gstb. W., II, Text, 260).
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