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Von Gorlice bis Lemberg
Übergang von Zurawno schwer gefährdet war, schlug Bothmer der
Armeeführung vor, das Korps im Hinblick auf die Änderung der allge¬
meinen Lage hinter den Dniester zurückzuziehen. Linsingen stimmte zu
und baute seine nächsten Kriegshandlungen entsagungsvoll auf neuer
Grundlage auf. Den Flankenstoß dniesteraufwärts sollte nun Gdl. Both¬
mer mit der 3.GID., der 48. RD.1), der 1. ID., der 40. HID. und der
k. u. k. 1. KD. führen, indes Gerok mit der allerdings nur mehr 1100 Ge¬
wehre zählenden 38. HID. und einer halben k. u. k. 19. ID. den Dniester
zwischen Ostrów und Zurawno zu sperren und GdK. Marschall mit der
deutschen 5. KD. und dem 7000 Mann starken Korps Hofmann bei
Stanislau und gegenüber Jezupol und Halicz die Flanke zu sichern hatten.
Eine halbe 19. ID. wurde als Armeereserve nach Wojnilów befohlen.
Schon auf die Morgenmeldung hin hatte die Heeresleitung in Teschen
der Südarmee die 4. KD., GM. Berndt, zur Verfügung gestellt. Sie sollte,
durch dreieinhalb Infanteriebataillone und vier Batterien verstärkt, an
Stelle der schon in den vorangegangenen Tagen größtenteils auf das
Ostufer der Tysmienica herübergezogenen Gruppe Obst. Rehwald über
Litynia eingreifen. Szurmays Truppen hatten sich dem doppelten Flanken¬
angriff Bothmers und Berndts sobald als möglich anzuschließen. Alsbald
mußte sich überdies der bevorstehende Angriff der 2. Armee (S.453)
zugunsten Szurmays fühlbar machen.
Der 10. Juni brachte dem linken Flügel Linsingens insoferne eine
Entlastung, als sich der Feind nach den Anstrengungen der Vortage
ziemlich untätig verhielt. Links der Tysmienica drängte GM. Berndt
die Russen gegen Litynia zurück. Südöstlich von Zydaczow brach Both¬
mer, der seine Truppen ohne Zwischenfall über den Dniester zurückge¬
führt hatte, aus der Linie Zurawno—Nowe Siolo zum Angriffe vor.
Gerok bezog, bei Ostrów an Hofmann anschließend, im Rücken Both¬
mers die Dniestersicherung.
Am 11. arbeitete sich Bothmer näher an 2ydaczow heran. Die 1. ID.
erstürmte einen von den Russen gegenüber von Holeszów angelegten
Brückenkopf, die 3.GID. und die 40. HID. drangen, jenseits des Stryj-
flusses von der 1. KD. begleitet, über Ruda nordwärts vor. Weiter links
gewann, von Linsingen aufgefordert, die auf kaum mehr als Bataillons¬
stärke zusammengeschmolzene 128.HIBrig. nordöstlich von Tejsarów
einigen Raum.
Am 12. erkämpfte sich Bothmer 2ydaczow und drang bis an die nach
*) Eine Brigade dieser ursprünglich zum Korps Gerok gehörenden Division be¬
fand sich schon seit 19. Mai im Verbände des Korps Bothmer.