432
Von Gorlice bis Lemberg
kenstoß über Radymno kulminiert. Ihn weiter fortzusetzen, schien im
Hinblick auf die ungewöhnliche taktische Lage der Stoßgruppe und
noch mehr wegen russischer Truppenausladungen, die bei Gródek Jag.,
bei Lubaczów und bei Zaklików beobachtet worden waren1), nicht mehr
ratsam zu sein. Man mußte sich damit zufrieden geben, daß aus der
Gegend östlich von Sosnica schweres Geschütz gegen die Straße bei
Medyka wirken konnte.
Sehr vorteilhaft war für die Heeresgruppe Mackensen, die k. u. k.
4. Armee mitinbegriffen, daß der von Gen. Lesch am 27. anbefohlene
Massenangriff seines linken Flügels kaum zur Geltung kam. Oberhalb
von Rudnik unternahmen die Russen am 29. einen Übergangsversuch,
der von der Division Horsetzky ohne Schwierigkeit abgewiesen wurde.
Das deutsche X.Korps sah sich am gleichen Tage und besonders heftig
am darauf folgenden Morgen an der unteren Lubaczówka angegriffen,
ohne daß der Russe jedoch irgendwo durchzudringen vermochte. Aller¬
dings wußten am 30. eingebrachte russische Gefangene übereinstimmend
von einem für die nächste Nacht bevorstehenden Angriff großen Stiles
zu berichten, der bei den mehrfach bestätigten Truppenansammlungen
hinter der russischen Front sehr wohl zu gewärtigen war.
Die Bezwingung von Przemysl
Biezu Beilage 9
Der Handstreich gegen ¿Las Werk Pralkowce
Das Ergebnis der gewaltigen Kriegshandlungen in Mittelgalizien
war trotz der bei der 11. Armee errungenen Erfolge und trotz der An¬
strengungen Puhallos und Böhm-Ermollis, die große Lemberger Straße
von Süden her zu gewinnen, in den letzten Tagen weit hinter den Er¬
wartungen der Verbündeten zurückgeblieben. Przemysl, um dessen Ge¬
winnung es vor allem ging, war noch immer durch eine zwar schmale
und schwer bedrohte, aber doch gangbare Landbrücke mit den Feld¬
armeen Iwanows verbunden und hinderte die Heere der Mittelmächte
ebensosehr am Beziehen jener galizischen Abwehrstellung, die nach den
Verabredungen der Generalstäbe allein das Abziehen stärkerer Kräfte
gegen Italien oder Serbien erlauben mochte, wie schon gar an einer Fort¬
führung des sonst so glanzvollen Feldzuges nach Ostgalizien oder Wol-
!) Bei Gródek Jag. wurde das XXIII. Korps, bei Lubaczów das ursprünglich nach
Chodorów gewiesene II. kauk., bei Zaklików eine aus dem Weichsellande heran¬
geführte Division des XIV. Korps mit dem Korpskmdo. ausgeladen.