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Der Karpathen winter 1914/15
Die Opfer, die auf beiden Seiten getragen werden mußten, ent¬
sprachen der unerhörten Hartnäckigkeit des Ringens, von dem die Kar¬
pathentäler vier Monate hindurch widerhallten. Eine verläßliche Verlust¬
statistik gibt es für diesen Kriegsabschnitt weder hüben noch drüben,.
Auf öst.-ung. Seite schwanken die Berechnungsergebnisse des Gesamt¬
verlustes an Toten, Verwundeten, Kranken, Gefangenen und Vermißten,
wenn man die Besatzung von Przemysl mitrechnet, zwischen 600.000
und 800.000 Mann. Davon mögen ein Zehntel auf Tote, vier bis fünf
Zehntel auf Verwundete und Kranke, der Rest auf verwundet, krank
oder heil in Gefangenschaft Geratene entfallen1).
Über die Verluste der Russen liegen noch um Wesentliches unver¬
läßlichere Angaben vor. Nach amtlichen russischen Zusammenstellungen2)
sind in den Verlustlisten des russischen Heeres in den ersten neun
Kriegsmonaten insgesamt 1,200.000 Tote, Verwundete, Vermißte und Ge-
!) Major Dr. Czegka gelangt unter Benützung von Aufstellungen des Gen. Ratzen¬
hof er zu folgender Berechnung:
Stand an Feuergewehren der Fußtruppen samt Reitern und Schützen
der Kavalleriedivisionen am 1. Jänner 287.660 Mann,
hiezu Ersätze vom 1. Jänner bis 30. April für die obigen Kategorien 737.460 „
hiezu Armeekörper vom Südosten 71.700 „
Summe . . . 1,096.820 Mann,
hievon Stand an Feuergewehren, Reitern und Kavallerieschützen
am 1. Mai 535.000 „
daher Abgang an Toten, Verwundeten, Kranken, Gefangenen, Ver¬
mißten der obigen Kategorien 561.820 „
hiezu 10 v. H. als Abgang vom sonstigen Kampfstand (Offiziere,
Artillerie, Maschinengewehre usw.) 56.180 „
ferner Erkrankte und Verstorbene des Erhaltungsapparates . . . 55.000 „
außerdem Besatzung der Festung Przemysl 120.000 „
ergibt als Gesamtverlust des öst.-ung. Nordheeres vom 1. Jänner bis
30. April 1915 793.000 Mann.
In diesen vier Monaten wurden Kranke und Verwundete von der
Front in die Heimat abgeschoben 435.000 „
daher (von, 673.000 Mann abgezogen, bei Vernachlässigung der im
Armeebereiche Wiedergenesenen) Tote, Vermißte und Ge¬
fangene ohne Besatzung von Przemysl 238.000 „
mit der Besatzung von Przemysl 358.000 „
Aus dem Hinterlande wurden bis zum 1. Mai 1915 insgesamt 20.000 Offiziere,
930.000 Mann, 100.000 Pferde und 17.000 Fuhrwerke in den Armeebereich trans¬
portiert. Vgl. auch Ratzenhof er, Verluste im Karpathenwinter 1915 (Militär¬
wissenschaftliche Mitteilungen, Wien 1930, September-Oktoberheft).
2) Sowjetrussische Übersicht über die Verluste der russischen Armee 1914—1918
(Moskau 1925).