740 Die Sommerschlachten gegen Italien dem am I.Juli etwa drei Regimenter des italienischen X. Korps zwischen Redipuglia und Polazzo vergeblich vorzudringen versucht hatten, traten in der fünften Nachmittagsstunde des folgenden Tages sieben bis acht Regimenter des X. Korps gegen den Abschnitt Selz—Sagrado zum Angriff an, der sich allerdings bald wieder in mehrere örtliche Kämpfe auflöste. Hiebei trieben die Bataillone der Generale Boog und Lukachich den Feind durch Feuer und durch Gegenstöße bis an den Höhenfuß zurück, nur bei Redipuglia vermochte er sich nach dem Heranziehen von Verstärkungen auf etwa 300 Schritte vor dem Hindernis festzuklammern. War das Siegesgefühl der Truppen durch diese Erfolge auch mäch¬ tig gehoben, so machte sich doch schon allenthalben schwere Ermüdung, bemerkbar, die den Wunsch der Führer, ihre Bataillone abzulösen, ver¬ ständlich erscheinen ließ. Gdl. Boroevic aber, der dem Abschnitt III schon das dritte Regiment der 16. MaBrig. zur Verfügung gestellt hatte, konnte sich nicht entschließen, seine letzten Reserven, viereinhalb Ba¬ taillone des VII. Korps und vier östlich von Görz befindliche Bataillone, einzusetzen; denn dazu war ihm die Lage noch zu wenig geklärt. Die italienische Führung wieder war nach den erlittenen Mi߬ erfolgen zur Erkenntnis gelangt, daß sie in der bisherigen Gruppierung die Karsthochfläche nicht gewinnen könne. Deshalb ordnete der Herzog von Aosta am 2. Juli abends an, daß sich an den Angriffen gegen den Mt. S. Michele auch das XI. Korps zu beteiligen habe1). So stürmten am 3. Juli mehr als zwei Divisionen des X. und das XI. Korps gegen die inneren Flügel der Abschnitte der Generale Boog und Lukachich an. Nach wütendem, wechselvollem Kampfe gelang es einem von etwa drei italienischen Regimentern durchgeführten Massenstoß, bei Redipuglia in die österreichische Stellung einzubrechen. Doch Obst. Mitlacher, der den rechten Flügel der Gruppe GM. Lukachich befehligte, raffte eiligst fünf Bataillone zusammen und warf den Feind nicht nur aus der Stellung hinaus, sondern weit über den Hang hinunter2). König Viktor Emanuel II., der von seinem Hauptquartier zu Udine nach Turriaco geeilt war, um vom Kirchturm aus dem Kampfe zuzusehen, mußte Zeuge des Mißgeschickes seinerTruppen sein3). Gdl.Boroevic stellte in Berücksichtigung des ernsten 1) Tosti, 78 f. 2) Bei diesen Kämpfen zeichnete sich Hptm. Stephan Inselt v. Gölle, Kommandant des III. Bataillons des IR. 38, durch persönliche Tapferkeit und entschlußfreudige Führung derart hervorragend aus, daß er mit dem Ritterkreuz des Militär-Maria. Theresien-Ordens belohnt wurde. 3) Tosti, 79.