686 Der Feldzug von Brest-Litowsk Erwägungen und Maßnahmen der verbündeten Heeres¬ leitungen und des Oberkmdos. Mackensen Hiezu Beilagen 34 und 36 Dem vom GFM. Mackensen mit dem Schwergewicht auf Parczew angesetzten Vorstoß war noch die Annahme zugrunde gelegen, daß der Feind an der Weichsel und am Wieprz nachhaltigen Widerstand leisten werde. Unter dieser Voraussetzung konnte auch der Stoß in der ge¬ wählten Richtung möglicherweise einen großen Erfolg erzielen. Dem GO. Conrad war diese ausgesprochene Nordrichtung schon seit Ende Juli wenig wirksam erschienen, und er hatte sich mehrmals, aber vergeblich bemüht, von Falkenhayn das Einverständnis zu einer Verlegung des Schwergewichtes mehr nach Osten hin zu erreichen (S. 670). Mit Be¬ dauern hatte er gesehen, wie die Verschiebung der Heeresgruppe Macken¬ sen nach Westen kostbare Zeit beansprucht hatte, und daß ihrem Ost¬ flügel nun die erforderliche Stoßkraft fehlte. Als sich daher jetzt zeigte, daß die Russen — nicht zuletzt als Auswirkung des von der 4. Armee bei Lubartów erfochtenen Sieges — ihre Armeen viel schneller als erwartet nach Nordosten zurücknahmen, schien die Hoffnung auf einen ent¬ scheidenden Erfolg immer geringer zu werden. Nur wenn wenigstens jetzt noch der entschiedene Druck der ganzen Stoßgruppe Mackensens mehr in nordöstlicher Richtung und mit starkem rechtem Flügel angesetzt wurde, durfte man noch hoffen, Teile der feindlichen Kräfte am Ent¬ kommen zu hindern und sie zu schlagen, bevor sie über die Linie Bielo- stok—Brest-Litowsk—Wlodawa zurückwichen. Conrad drängte daher neuerlich darauf, Mackensen eine entsprechende Weisung zu geben und stellte diesem am 10. die 47. RD. der 4. Armee zur Verfügung. Allein in Pleß hielt man an der Auffassung fest, daß die,durch das Vordringen der inneren Flügel der 4. und der 11. Armee sich von selbst ergebende Nordostrichtung ausreichend sei, jede neue Anweisung aber zu Zeitverlust führen würde, und die Bugarmee am besten so schnell wie möglich längs des Bug in geradewegs nördlicher Richtung vorstoßen solle. Wohl schien es bei einer am 10. in Pleß abgehaltenen Besprechung der beiden Generalstabschefs, als ob nun endlich den Anregungen Con¬ rads wenigstens teilweise Rechnung getragen werden sollte. Es wurde vereinbart, daß Mackensen die 4. Armee mit dem linken Flügel über Radzyn auf Biala, die 11. Armee mit dem linken Flügel über Parczew auf Lomazy zu weisen habe. In dieser Richtungsänderung sprach sich jedoch bei der mittlerweile