620 Der Feldzug von Brest-Litowsk und Pilica nur zwei Korps der russischen 4. und die Flügelabteilung der 2. Armee, insgesamt etwa fünf Infanterie- und anderthalb Reiterdivi¬ sionen, gegenüber. In Anbetracht dieser Kräfteverteilung durften die verbündeten Heeresleitungen wohl hoffen, daß der von Woyrsch bei Sienno geplante Angriff leicht gelingen und sodann rasch gegen Iwan- gorod Raum gewinnen werde. Östlich der Weichsel mußten sie aber mit zähestem Widerstande rechnen, denn es war zu erwarten, daß der Russe seine Lebensader, die Bahn Cholm—Lublin—Iwangorod, von der Süd¬ gruppe der Nordwestfront nicht preisgeben lassen werde, solange seine Truppen noch im Weichsel vorlande standen. Die in den letzten Tagen be¬ obachteten eifrigen Schanzarbeiten zwischen Weichsel und Bug und das Zuströmen von Verstärkungen, darunter der Garde und des II. sib. Korps, die, wie man annehmen durfte, volle Stände hatten1), festigten diese Auffassung bei den höheren Befehlsstellen der Verbündeten. Bei der Heeresgruppe Mackensen gleichwie bei der Armee Woyrsch, die ebenfalls am 16. zum Angriff anzutreten hatte, standen die wenigen Tage bis zur genannten Frist im Zeichen der Vorbereitung für diese große Kampfhandlung. Bei der k. u. k. 4. Armee galt es zunächst, die in der „Zweiten Schlacht bei Krasnik" stark durcheinandergeratenen Verbände des X., des IX. und des XIV. Korps zu ordnen, was durch die nach dem 10. Juli eingetretene Kampfpause und den freiwilligen Rückzug der Russen vom teuer erkauften südlichen Urzçdowkaufer (S. 608) erleichtert wurde. Das Armeekmdo. plante, den Hauptschlag im Sinne des ihm zugekommenen Auftrages entlang der Lubliner Straße zu führen, und verstärkte hiezu das IX. Korps durch die von der 1. Armee abgezweigte 4. ID. (S. 607), die zwischen der 106. LstlD. und der 41. HID. in die Front gestellt wurde. Den vom Feinde geräumten Höhenrand südlich der Urzçdowka hatte das X. Korps mit den anschließenden Teilen des IX. und des VIII. Korps noch während der Nacht auf den 15. in Besitz zu nehmen, um am An¬ griff smorgen den russischen Stellungen möglichst nahe und auf gleicher Höhe mit den vordersten Linien der Nachbarabteilungen zu stehen. Die Neugruppierung der 11. Armee hatte zwei Forderungen Rech¬ nung zu tragen: der entscheidungsuchende Angriffsflügel westlich vom Wieprz mußte verstärkt, und Raum für den linken Flügel der Bugarmee, das Beskidenkorps, geschaffen werden. Hiezu hatte der Ostflügel der *■) Die Garde (1. und 2. GID. sowie Gardeschützenbrigade) hatte einen Stand von 40.000, das II. sib. Korps (4. und 5. sib. SchD.) einen Stand von 32.000 Feuer¬ gewehren (Knox, I, 300).