Die Offensive an die Gnila Lipa Die militärpolitische Lage nach der Einnahme von Lemberg Hiezu Beilage 25 Nach der Einnahme von Lemberg konnten die Verbündeten daran¬ gehen, das Schwergewicht des Ostkrieges auf russischen Boden zu ver¬ legen. Das Fundament für diesen neuen Feldzug sollte die Flankenstellung bilden, die sich die Heere der Mittelmächte in Ost- und Mittelgalizien gegenüber den noch in Polen haltenden Russen erkämpft hatten; alsbald konnte dann auch der zweite der historischen Zangenarme, der von Ost¬ preußen her, in Wirksamkeit treten. Die galizische Front verlief in dem Augenblick, da es hieß, die schon gefaßten Entschlüsse in die Tat umzusetzen, von der bessarabischen Grenze den Dniester aufwärts bis in die Gegend von Mikolajów, von hier östlich um Lemberg herum, dann, stark gegen Norden gekehrt, am Südwestrande des Bug-Styrbeckens und entlang des Südrandes der Tanew- zone, und schließlich quer durch den Sanwinkel, wo eben der Feind seine Stellungen abzubrechen begann. Im Weichsellande war die Lage seit dem 22. Mai so gut wie unverändert geblieben. Die k. u. k. 1. Armee hielt im Bergland südlich und westlich von Opatów; Woyrsch stand in flach gegen Nordosten geschwungenem Bogen zwischen dem südlichen Kamiennaufer und NoweMiasto. Die deutsche 9. Armee, seit 16. April durch den GFM. Leopold Prinz von Bayern, den Schwiegersohn des Kaisers Franz Joseph, befehligt, war an der Rawka und an der Bzura in den seit der Jahreswende von den deutschen Truppen eingenommenen Linien eingegraben. Nördlich von der unteren Weichsel zog sich die dünn gespannte Front Hindenburgs von Plock über Augustowo ins Vor¬ feld von Kowno, dann im allgemeinen längs der Dubissa, um, im Breiten¬ grad von Libau rechtwinklig abgebrochen, gegen den ebengenannten Hafenort zu verlaufen. In diesem letzten Abschnitt, in Kurland, fehlte noch der ununterbrochene Schützengraben, weite Strecken luden zu aus¬ holenden Manövern und zu einem phasenreichen Kleinkrieg ein. Aus dem militärischen Blickfeld der Ostfront betrachtet, standen dem