Gliederung der Tiroler Verteidigungsfront 513 mußte. Der gefährlichste Punkt war der Raum bei Toblach, weil hier die Pustertalbahn auf nur 12 km Entfernung von der Grenze vorüberlief. Durch freiwillige Preisgabe der von vornherein umfaßten Vorsprünge des 450 km langen Grenzzuges und durch Rückverlegung der Abwehr in die Linie der permanenten Befestigungen und des langgestreckten Kammes der Fassaner Alpen wurde die Front um mehr als 100 km verkürzt. So wie es Conrad stets vorgeschwebt hatte, war durch die in dieser verkürz¬ ten Linie angelegten Feldbefestigungen aus ganz Südtirol eine große Festung geschaffen worden, die an der Westgrenze auf reine Abwehr, im Süden und Osten teilweise auch auf Angriffsmöglichkeiten eingerichtet war, und in der dem festen Platze Trient lediglich die Rolle des Kern¬ werkes zufiel. Der Bodengestaltung und den daraus sich ergebenden Einbruchsmög¬ lichkeiten entsprechend, wurde Südtirol in fünf Verteidigungsrayone ge¬ teilt. An dieser Einteilung wird bei Besprechung der Kampfereignisse festgehalten werden. Die Truppen des Rayons I hatten im Hochgebirge den zwischen der Schweizer Grenze und dem Ortler liegenden Abschnitt, besonders die Straße über das Stilfser Joch, zu sperren. Südlich anschlie¬ ßend bis zur Presanella beschirmte die Besatzung des Rayons II den Grenz¬ raum und den Tonalepaß. Im Rayon III — später „Südtirol" genannt — wurden die zahlreichen zwischen dem Chiese- und dem Suganertal gegen Trient zusammenströmenden Einbruchswege aufgefangen. Der Rayon IV umfaßte den Kamm der Fassaner Alpen, der Rayon V das Dolomiten¬ gebiet bis zur Kärntner Grenze. Das Rückgrat der Landesverteidiger bildeten die von den Kaiser¬ schützenregimentern, einer für den Gebirgskrieg besonders ausgerüsteten und ausgebildeten Kerntruppe, beigestellten Besatzungsabteilungen der Sperren. Der Verteidigungsfront waren die Gendarmerie- und Finanz¬ wachposten bis an die Grenze vorgeschoben, deren jeder durch im Grenz- raume ansässige Landstürmer auf 20 bis 30 Mann verstärkt worden war. Die in den Brigaden eingeteilten Marsch- und Landsturmbataillone hatten vornehmlich Söhne der Alpen in ihren Reihen; die Mannschaft der IR. 29 und 37 entstammte dagegen der ungarischen Tiefebene. Die Standschützen¬ bataillone wurden erst nach der am 19. Mai zugleich mit der Alarmierung erfolgten „Aufbietung" gebildet. In heiliger Begeisterung strömten die Jünglinge unter 18 und die Ausgedienten über 45 Jahre zu den Fahnen* um, getreu der Tradition ihrer ruhmreichen Vorfahren von 1809, die heimatliche Scholle verteidigen zu helfen. Allerdings besaßen diese Stand¬ schützen außer Schießfertigkeit anfänglich gar keine militärische Ausbil- II 33