340 Von Gorlice bis Lemberg Der Entschluß der Russen zum Rückzug hinter den Wistok Inzwischen hatte den Führer der russischen 3. Armee die aufs Neue zutagegetretene Brüchigkeit der Front beim III. kauk. Korps und die offenbar drohende Gefahr eines Durchbruches zwischen dem XII. und dem XXIV. Korps (in der Gegend von Rymanów) wieder mit schwerster Sorge erfüllt, der er gegenüber Iwanow und Brussilow in bewegter Klage Ausdruck lieh. Die Armee zehre sich seit fünf Tagen völlig auf, meldete er dem Frontbefehlshaber; eine Stützung durch zwei bis drei Armeekorps sei unbedingt nötig, wenn man es nicht vorziehe, sich dem Druck des Feindes durch beschleunigte Märsche zu entziehen. Diese schwierige Lage -der 3. Armee war bereits der Hauptgegen¬ stand einer Besprechung gewesen, die am 7.Mai vormittags auf dem Bahn¬ hofe zu Cholm im Salonwagen des aus dem Hauptquartier herbeigeeilten Großfürsten zwischen diesem, Gen. Iwanow und dem gleichfalls heran¬ geholten Oberbefehlshaber der Nordwestfront, Gen. Alexejew, stattgefun¬ den hatte. Wie es scheint, brachte der Stabschef Iwanows abermals den schon am 5. aufgeworfenen Gedanken vor, die Heeresfront gegen den San zurückzubiegen. Diese Idee wurde aber vom Großfürsten wie von seinem Generalquartiermeister Danilow gleich entschieden verworfen. Der Gene¬ ralissimus erteilte den strikten Befehl, daß die 3.Armee höchstens bis in eine Linie zurückgehen dürfe, die „durch den Meridian der unteren Wis- loka" gegeben war. Demgemäß ließ Iwanow die 3.Armee durch seinen Stabschef Dragomirow anweisen, in der Nacht auf den 8. in die Linie Szczucin—Radomysl Wk.—Wielopole—Wojkowska—Haczów—Bukowica- rücken zurückzuweichen. Die Ausführung dieser Bewegung nötigte selbst¬ verständlich auch mindestens den rechten Flügel der 8.Armee, entspre¬ chend zurückzuschwenken. Die Weisungen Iwanows bestimmten diesem Flügel die Linie Szczawne—Chryszczata als neue Stallung. Die 8. Armee scheint zur Zeit, als dieser Befehl erlassen wurde, schon zum Rückzug an den oberen San angewiesen gewesen zu sein. Offenkundig hat die Sorge, der Stoß der Verbündeten gegen das XII. und das XXIV. Korps könne überraschend in den Rücken Brussilows durchdringen, diesen Entschluß hervorgerufen. Die Nachhuten Brussilows hatten Komancza, Jablonki, Berehy Grn. und Ustrzyki Grn. zu halten. Besondere Obsorge wurde in Cholm der Bildung von Reserven für die 3. Armee zugewandt. Zunächst kamen in Betracht: die 13.sib. SchD. und die 63. RD., die bei Mielec zum neuen XXIX. Korps zu¬ sammengefaßt werden sollten; dann die vom Narew mit dem XV. Korps-