320 Von Gorlice bis Lemberg stoß versetzt. Von ihrer an Munitionsnot leidenden Artillerie kaum unter¬ stützt, floh die russische Infanterie entweder diese Hölle, indem sie nach hinten oder zum Gegner hin das Weite suchte; oder sie kauerte sich an die Grabenböschungen, in vollster Ergebenheit des Geschickes harrend, das da kommen mochte, Tod, Verwundung oder Gefangenschaft brin¬ gend. FML. Arz schildert solche Schlachteindrücke, indem er die Ein¬ nahme der vordersten Linien des nordöstlich von Lu£na aufragenden Pustkiberges berichtetx) : . . . Unsere Spannung wuchs auf das Höchste, als Punkt 10h die Infanterie aus den Sturmstellungen vorbrach. Bald entschwand sie in Staub und Rauch, rasch vor¬ dringend. Wird es gelingen? Die Frage stand auf aller Lippen. Da erkennt man am Südwesthange, wo sich der Rauch zu verziehen begann, erst einzelne Leute, dann ganze Linien herabeilen. Der Angriff scheint nicht gelungen zu sein. Doch die zurückfluten¬ den Linien werden immer dichter, ballen sich zu Massen, die viel stärker als die zum Angriffe angesetzten waren — jetzt erkennen wir es deutlich: die sich wie Lava über die Hänge ergießenden Massen sind — Russen. Es waren Tausende von Gefangenen, die sich glücklich schätzten, der Hölle entronnen zu sein. Der Berg war unser, das erste Loch in die feindlichen Stellungen war geschlagen. Nicht überall wirkte die Erschütterung des Feindes freilich so schleu¬ nig. Oft genug ermannte er sich noch in der vordersten Linie oder doch in hinteren Stellungen zu starkem Widerstand, der durch die allerdings wenig planvoll eingesetzten Reserven genährt wurde. Dann gab es schwere Kämpfe, die auf beiden Seiten empfindliche Lücken rissen. Das Schwergewicht der Schlacht lastete auf der 11. Armee, die den Durchbruch zu erkämpfen hatte. In ihrer Mitte entwand die 82. RD. des XXXXI. RKorps der russischen 61. RD. am Vormittag den Friedhof nord¬ westlich von Gorlice und br ach am Nachmittag über das in einen Trümmer¬ haufen zerschossene Städtchen vor, dessen Name fürderhin mit der Er¬ innerung an eine der größten Schlachten der Weltgeschichte verknüpft sein sollte. Rechts von der 82. RD. drang die 119. ID. über Gorlice hinaus. Ihre südliche Gruppe wirkte an der von der ll.bayr. mit gewohntem Schwung durchgeführten Erstürmung des 3 km östlich von Sçkowa auf¬ steigenden Zamczyskoberges mit2). Öst.-ung. Gebirgsbatterien hatten diesen schweren Angriff erfolgreich begleitet. Den Befehl über das aus der !) A r z, 60. 2) Der Anteil der reichsdeutschen Truppen an den Kämpfen wird in diesem Werke nur so weit geschildert, als es zum Verständnis der Ereignisse bei den öst.- ung. Heeresteilen nötig ist. Die Darstellung dieses Anteils fußt in diesem Abschnitte auf den im Österr. Kriegsarchiv verwahrten Akten, ferner auf Reichsarchiv, VII (Bürstenabzüge); Gorlice (XXX. Bd. aus der Folge „Schlachten des Weltkrieges", Oldenburg 1930); François, Gorlice.