Die Durchbruchsschlacht bei Gorlice (2. bis 8. Mai 1915) Hiezu Beilagen 15 und 16 Der Aufmarsch zur Schlacht Das war ein denkwürdiges Frühlingserwachen Ende April 1915 in den westgalizischen Bergen. Zug um Zug rollte über Krakau undTeschen- Bielitz und auch auf weitem südlichem Umweg heran und schüttete vor den staunenden Kämpfern der k. u. k. 4. Armee Tausende und aber Tau¬ sende von Pickelhauben aus samt Geschütz und Kriegsgerät. Falken¬ hayn hatte besonders tüchtige, kriegserprobte Truppen auserwählt, dar¬ unter preußische Garden, Hannoveraner, Bayern, Niederschlesier, hatte sie mit den besten Kampfmitteln ausgerüstet und ihnen besonders kriegs¬ erfahrene Führer beigegeben. Galt es doch, einen Plan in die Tat umzu¬ setzen, dessen Ausführung bisher in solchen Abmessungen noch nicht ver¬ sucht worden war: einen Durchbruch durch eine Front, zu deren techni¬ scher Ausgestaltung dem Feinde Monate zur Verfügung gestanden waren. Zur Täuschung der Russen wurde das Möglichste getan. Nördlich der Weichsel, in den Karpathen und sogar an der Westfront hatten Schein¬ angriffe die Aufmerksamkeit der Russen von der Angriffsstelle abzu¬ lenken. Am äußersten Nordflügel brach der deutsche GLt. v. Lauen¬ stein am 27. April mit drei Infanterie- und ebensoviel Reiterdivisionen in Kurland ein, wo er zu Anfang Mai an die Dubissa und bis in die Ge¬ gend von Mitau gelangte. Auch das neue, schreckenerregende Kriegs¬ mittel, das Giftgas, sollte — knapp, nachdem es im Westen zum erstenmal angewendet worden war — zur Verschleierung der eigenen Absichten be- nützt werden. Ungünstige Windrichtung ermöglichte es jedoch erst am 2. Mai, einen bei Skiernewice angesetzten Gasangriff durchzuführen. Bei der 11. Armee mußte ein gleicher Versuch unterlassen werden, da das Gas nicht rechtzeitig eintraf. In Westgalizien selbst sollten allerlei Maßnahmen die Geheimhal¬ tung des Angriffes verbürgen. Der Generalstabschef Mackensens, Obst, v. Seeckt, hätte am liebsten die ganze Zivilbevölkerung aus dem Auf¬ marschraum abgeschoben. Die Truppenmärsche wurden dem Blicke des Feindes möglichst entzogen ; keine größere Abteilung durfte sich, nament-