Offensivpläne gegen Serbien und ihre Zurückstellung 309 Denn tagsdarauf setzte sich, ein britisch-französisches Expeditionskorps auf der Südspitze der Halbinsel Gallipoli fest, womit eine Teilnahme der Türken an einer Offensive gegen Serbien aus dem Rahmen des Mög¬ lichen gefallen war. Die gemeinsamen Besprechungen der Staatsmänner und der General¬ stabschefs bewegten sich in ähnlichen Bahnen. Der Reichskanzler ver¬ sprach, Österreich-Ungarn auch in der italienischen Angelegenheit un¬ bedingt die Treue zu halten. Falkenhayn erklärte abermals, über den Umfang einer etwaigen Waffenhilfe noch nichts Bestimmtes sagen zu können. Er wie Conrad forderten von der Diplomatie, daß sie ein Ein¬ greifen Italiens und Rumäniens womöglich verhindere oder doch so lange, als es anging, hinausziehe — eine Aufgabe, die sicherlich leichter ge¬ stellt als gelöst war. In das Grau der Stimmung, die am Verhandlungs¬ tische herrschte, leuchtete als einziger Sonnenstrahl die Hoffnung auf den kriegerischen Erfolg, der eben in den Bergen und Wäldern West- galiziens in aller Heimlichkeit angebahnt wurde. Wieder hatte das Schwert das entscheidende Wort zu sprechen. Die Absichten der Russen Wenige Stunden nachdem auf den Höhen von Mezölaborcz das deut¬ sche Beskidenkorps im Verein mit öst.-ung. Regimentern dem Russen¬ ansturm Halt geboten hatte, wurden von Iwanow am 6. April, noch voll guter Erwartung, Weisungen für die Fortsetzung des Angriffes ausgegeben. Unter Festhalten der Flügel am Dunajec und am Dniester sollten seine Armeen die Linie Zboró—Varanno—Csap-—Huszt gewinnen, wobei das Vordringen bis Huszt auch die Dniesterfront Pflanzers zum Einsturz bringen konnte. Als aber in den nächsten Tagen nicht nur das Ergebnis der Osterschlacht klarer wurde, sondern sich auch die letzten An¬ strengungen Brussilows gegen die k. u. k. 2. Armee als erfolglos erwiesen, verfügte am 10. April der Oberbefehlshaber der russischen Süclwestfroat, den Angriff einzustellen, bis man Verstärkungen herangeführt, die Stände aufgefüllt und vor allem die Munitionsnot einigermaßen behoben hatte. Inzwischen hatte aber Gen. Alexejew, der frühere Generalstabschef Iwanows, nunmehr seit Ende März an Stelle Rußkis Oberbefehlshaber der Nordwestfront, noch einmal die Frage des Karpathenstoßes und seiner Zweckmäßigkeit aufgeworfen. Obgleich einer der Haupturheber dieses Unternehmens, hatte er in einer um die Monatswende verfaßten Denkschrift entschieden dagegen Stellung genommen, um gleichzeitig