292 Vom Zwei- zum Dreifrontenkrieg menter entstanden und trotz der Herkunft der Mannschaft aus der un¬ garischen Ebene sogar in den Gletscherstellungen Westtirols wertvolle Dienste leisten sollten. Neben den wehrgesetzlich begründeten Neuformationen wurden auch Freiwilligenverbände ins Leben gerufen, zu deren Schaffung die öster¬ reichischen Alpenlande seit je den besten Boden abgaben. Kärnten schritt an Opfermut mit seinen vier Regimentern (10.000 Mann.) an der Spitze; die politischen Behörden nahmen sich des Aufgebotes, das auch schon im Grenzdienste verwendet wurde, mit besonderem Eifer an. Die Salzburger stellten 6 Bataillone, die Oberösterreicher 4, junges Blut von 17, 18 und 19 Jahren, das älteren Kämpen an Todesmut nichts nachgab. Auch ein Triestiner Jungschützenbataillon trat in den Dienst des Vaterlandes. Weni¬ ger zahlreich war das Aufgebot in der Steiermark, am schlechtesten in Krain, da sich die Heeresleitung nicht zu entschließen vermochte, den Freiwilligen die slowenische Kommandosprache zuzubilligen. Ende April zählte die Gruppe des GdK. Rohr insgesamt 25.600 freiwillige Schützen, von denen allerdings nur ein Viertel als Kampftruppe verwendbar war. Wie schon angedeutet, griff man in Tirol und Vorarlberg auf das historische Institut des Standschützenwesens, das seine Wurzeln im XVI. und XVII. Jahrhundert hatte. „Auf einem ganz allgemein gehaltenen Ge¬ setz von 1913 fußend, das die Tiroler Schießstände' als landsturmpflich¬ tige Körperschaften erklärte, wurden nunmehr alle Tiroler und Vorarl¬ berger Standschützen zuerst in Züge, dann in Kompagnien und Bataillone zusammengefaßt, mit Waffen, Munition und Trains, im letzten Augen¬ blicke sogar auch mit Soldatenuniformen versehen und auf diese Weise aus ihnen eine Art Bauernmiliz gemacht. Unsäglich waren die Schwierig¬ keiten, die sich diesem Werke entgegenstellten. Jedes Gewehr, jede Patrone, jedes Uniformstück mußten buchstäblich erbettelt oder mit List aus irgend einem Hinterlanddepot ergattert werden... Auch vor den ,Standschützen', diesem Letzten, was die Tiroler Heimaterde her¬ zugeben hatte, machte die begehrliche Hand der Heeresleitung nicht Halt. Zwar konnten die Standschützenformationen nicht ohne weiteres auf ferne Kriegsschauplätze gefahren werden, davor schützte sie das Ge¬ setz1). Dafür aber wurde aus ihnen den Winter und das Frühjahr 1915 über der letzte auch nur halbwegs wehrfähige Mann herausgepreßt. Der kritische Mai 1915 fand daher Tirol bis zum Weißbluten ausgesogen und !) Auch die Entsendung des Tiroler LstIR. I nach Bosnien wurde von den auto¬ nomen Behörden des Landes als nicht gesetzmäßig betrachtet. Daher der Widerstand, den sie teilweise der Verwandlung der „Schießstände" in eine Volksmiliz entgegensetzten.