276 Vom Zwei- zum Dreifrontenkrieg unteren Save verlegt, wo vier Korps — kombiniertes, XIII., XV., XVI.— zwischen Alt-Pazua und Sid bereitgestellt wurden; das VIII. bezog auf dem nördlichen Donauufer nordwestlich von Neusatz ausgedehnte Er¬ holungsquartiere. Fielen die Serben unter entsprechender Sicherung ihrer Nordgrenze nach Bosnien ein, so bestand die Absicht, ihnen mit kraft¬ vollem, beiderseits der Drina nach Süden geführtem Stoße in die Flanke zu fallen. Brach hingegen der Feind über die untere Save vor, dann sollte ihn die Masse der 5. Armee im Stirnangriff zurückwerfen. Für den weniger wahrscheinlichen, aber nach einer Meldung aus Rom immerhin denkbaren Fall eines serbischen Donauüberganges war die ungesäumte Verschiebung starker Kräfte mit Bahn und Fußmarsch nach dem Banat vorgesehen, wofür durch Befestigungen geschützte Behelfsbrücken bei Titel und westlich von Groß-Becskerek eingebaut wurden. Abgesehen von diesen Abwehrmaßnahmen stand selbstverständlich auch die Wiederaufnahme der Offensive gegen Serbien zur Erwägung. Conrad dachte vorübergehend daran, die Balkanstreitkräfte nach der für Ende Jänner erhofften Erreichung der vollen Kampffähigkeit wieder zum Angriff aufzurufen. Bei Falkenhayn stand nach wie vor die Sorge im Vordergrund, durch Öffnung des Donauweges endlich eine von Ru¬ mänien unabhängige Verbindung für Materialsendungen nach der Türkei zu gewinnen1). Hiezu genügte es nach Anschauungen Falkenhayns, nötigenfalls den Serben, wie schon im November vorgeschlagen, den Nordostwinkel des Landes, den Negotiner Kreis, zu entreißen. Im Gegen¬ satz hiezu vertrat Conrad die grundsätzliche Auffassung, daß eine solche Lösung bei der Rührigkeit der Serben durchaus ungenügend wäre; eine gesicherte Landbrücke zur Türkei könne nur durch die völlige Bezwin¬ gung Serbiens bei gleichzeitigem Bündnis mit Bulgarien erzielt werden. 'Ähnlich wie der k. u. k. Generalstabschef äußerten sich der deutsche Bot¬ schafter in Konstantinopel, Freih. v. Wangenheim, und der in die Türkei entsandte GFM. v. d. Goltz, die in einem Siege der Mittelmächte über die *) Die günstige Gelegenheit, den Türken größere Mengen an Kriegsmitteln auf dem Donauwege zuführen zu lassen, war zur Zeit der Offensive Potioreks versäumt worden. Ein nachher, Ende Dezember, mit Unterstützung durch die Donauflottille unter¬ nommener Versuch scheiterte an der Wachsamkeit der Serben. Ebenso wurde ein (bereits nach dem ersten Ententeangriff auf die Dardanellen) in der Nacht auf den 31. März 1915 ausgesandter Donaudampfer schon 15 km südöstlich von Belgrad von serbischer Artillerie zerschossen, so daß 40 Waggonladungen Schießbedarf im Strom versanken. Dieses Unternehmen war mit Zustimmung Bulgariens versucht worden. Manchmal setzte man den Transporten für die Türkei auch in Sofia Hindernisse entgegen, da man selbst Bedarf nach Kriegsausrüstung hatte und auch gegen die Türken mißtrauisch war.