Die politisch-militärische Lage Österreich-Ungarns im April 1915 Die Kampfpause an der Balkanfront H i e z u Beilagen II und 25 des I. Bandes sowie die Beilage 12 Bevor in der Schilderung des Krieges gegen Rußland fortgefahren wird, ist es nötig, einen Blick auf die politisch-militärische Entwicklung im Südosten und im Südwesten des Habsburgerreiches zu werfen, wie sie sich seit der Jahreswende 1914/15 gestaltet hatte und vor allem zu verfolgen, wie auch für den engeren Bereich Österreich-Ungarns der Zwei- zu einem Dreifrontenkrieg ausartete. Als nach der Schlacht bei Arangjelovac die öst.-ung. Balkanstreit¬ kräfte hinter den schützenden Stromschranken der Drina, Save und Donau wieder vaterländischen Boden erreicht hatten, war es vor allem das Be¬ streben der Heeresleitung und des ihr wieder unterstellten Oberkomman¬ dos der Balkanstreitkräfte gewesen, die stark gelichteten Streiterscharen neu aufzufüllen, das fehlende Kriegsgerät zu ersetzen und den aufs härteste hergenommenen Truppen die so nötige Ruhe und Erholung zu gewähren. In operativer Hinsicht wurde dem neuen Oberbefehlshaber gegen Serbien, dem GdK. Erzherzog Eugen, der nunmehr bei Auflösung der 6. Armee alle Balkanstreitkräfte als 5. Armee unter seinem Kom¬ mando vereinigte, die Mindestaufgabe gestellt, serbische Einbrüche in das Gebiet der Monarchie, vor allem in der Richtung Wien oder Buda¬ pest, zu verhindern. Wenngleich die Gesamtstärke der gegen Serbien verbliebenenTruppen- macht (mitinbegriffen die Flußsicherungen, die Festungsbesatzungen und die mobilen Streitkräfte in Bosnien und der Herzegowina) 260 Bataillone, 33 Schwadronen und 14-0 Feldbatterien betrug, zählten die für einen An¬ griff brauchbaren 160 Bataillone — alles andere war Landsturm — nur 91.000 Streiter, die erst im Laufe des Jänner nach Einreihung von Er¬ sätzen auf 133.000 Gewehre gebracht werden konnten. Trotzdem waren der Erzherzog und sein Generalstabschef, FML. Alfred Krauss, von An¬ beginn gesonnen, jedem Einbruch der Serben durch Angriff zu begegnen. Hiezu wurde die Masse der 5. Armee in die Mittelstellung nördlich der 18*