Das Los der Entsatzversuche 223 bewegung zweckmäßigerweise stets von rechts ausgehen müssen. Da äußerte jedoch Przemysl seine Anziehungskraft und die Südarmee ver¬ langte eine Erleichterung ihrer schweren Aufgabe auch vom linken Nach¬ bar. Darunter litt die Einfachheit, Sicherheit und Einheitlichkeit der Offensive, ihre Wucht ward geschwächt und als die Russen, nirgends ernstlich in die Klemme gebracht, selbst zum Angriffe übergingen, glückte ihnen der Einbruch in den wichtigen Raum bei Mezölaborcz. Waren für den Jännerangriff unzureichende Kräfte aufgeboten, so gelang es bei der Februar-Märzoffensive eine relative Überlegenheit zu erzielen. Leider war aber jetzt der Entsatz von Przemysl, wenn man ihn überhaupt noch erzielen wollte, so dringend geworden, daß sich der Stoß in kürzester Richtung wieder den Vorrang erzwang. Mittlerweile hatte sich die Lage teils verschlechtert, teils verbessert. Verschlechtert, weil Brussilow seine Blöße erkannt und eine zusammenhängende Front bis zum Wyszkówsattel gebildet hatte, verbessert, weil sich Pflanzer-Baltin zur¬ zeit im vollen Siegesläufe östlich der Karpathen befand. Seine recht¬ zeitige Verstärkung würde die Südarmee und die Gruppe Szurmay flott¬ gemacht haben. Aber die Sorge um Przemysl beherrschte alles Handeln. Im Kampfverfahren der beiden Offensivunternehmungen fällt der von der 3. Armee grundsätzlich angewandte Angriff in Staffeln auf, vor dem Conrad gewarnt hatte; das Warten auf den Erfolg des Nachbarn wurde zum Hemmschuh der Entschlußfreiheit. Immer nur an einzelnen Stellen angepackt, konnten die Russen ihre Reserven an die bedrohten Punkte verschieben. Das 3. Armeekmdo. aber besorgte, bei gleichzeitigem Einsätze seiner Kräfte einem sicherlich übermächtigen russischen Gegen¬ drucke gegenüber mit abgekämpften Verbänden wehrlos zu werden1). Die Kampfkraft des Angreifers wurde in hohem Grade dadurch herab¬ gemindert, daß eine ausreichende Mitwirkung der Artillerie unter den obwaltenden Umständen nicht möglich war. Ganz abgesehen davon, daß dem Frontalstoße der 2. Armee eine flankierende Unterstützung mangelte, war dies der Hauptgrund, warum der festgefügte und den Russen über¬ legene Angriffskeil Tersztyánszkys gegen Baligród nicht durchzustoßen vermochte. Einer raumgreifenden Offensive hätten in diesem Gelände überhaupt nur Gebirgsbatterien folgen können, doch hätte kein Friedens¬ organisator die hiefür erforderliche große Zahl für einen unwahrschein¬ lichen Fall aufzustellen vermocht, ein Grund mehr gegen die Verlegung der entscheidenden Kriegshandlung in die Karpathen. So wurde die Infanterie, die sich langsam und mühselig durch Schnee und Eis, über *) Mitteilung des GM. Pitreich (Zuschrift vom 20. September 1929).