Erkùridungsgefechte der 4. Armee 179 zugunsten Pflanzer-Baltins entschließen müssen, um das Gelingen des Unternehmens gegen Dolina sicherzustellen (S. 170). Zuerst dachte man an den Abtransport des XIV. Korps. Da sich der Erzherzog von diesem Korps, an dessen Spitze er in den Krieg gezogen war, nicht gerne trennen wollte, wurde seinem Standpunkte Rechnung getragen und das AOK. griff auf das XI. Korps (15. und 30. ID.). Hiedurch war Joseph Ferdinand aber gezwungen, die 3. und die 15. ID. in die alten Stellungen zurück¬ zurufen. Im Vorfelde der Erzherzogsarmee ging es überhaupt in diesen Tagen und nicht nur auf dem Südflügel lebhaft zu. Nördlich vom Kampf¬ felde der vorerwähnten beiden Divisionen stieß das 4. KJR. mit glän¬ zendem Erfolge vor; südlich davon holten sich die gegen die 51. (früher komb. HID. Kornhaber) und die 39. HID. vorgehenden Russen blutige Köpfe. Endlich erstürmte die 12. ID. am 24. die Friedhofhöhe westlich von Gorlice, worauf sie, einem Gegenangriffe des Feindes geschickt aus¬ weichend, mit einem halben Tausend Gefangenen und etlichen Maschinen¬ gewehren wieder in die alte Stellung zurückkehrte. Der Verlauf aller dieser Erkundungskämpfe festigte in Okocim die Überzeugung, daß der Russe an keinen Rückzug denke. Der Abtransport des XI. Korps, dessen Stellungen zum Teile von der auf Befehl des AOK. zugeführten 106.LstID. der 1. Armee übernommen wurden, und der 13.SchD. minderte überdies alle Angriffsaussichten. Die Heeresleitung zweifelte jedoch nicht, daß die Russen aus West- galizien abzuziehen gedächten, und wies daher die 2. und die 3.Armee an, in diesem Falle rasch zuzugreifen, während der Erzherzog mit zu¬ sammengefaßter Kraft südlich von der Chaussee Tarnów—Pilzno nach¬ stoßen sollte. Wirklich meldeten am 21.Februar das XIV. und das VI.Korps, daß ein Abbau der feindlichen Front bevorstehe. Das 4. Armeekmdo. gab hierauf einen Verfolgungsbefehl aus. Sicherlich verstanden es die Russen trefflich, ihre Maßnahmen zu verschleiern und die gegnerische Führung trotz abgehorchter Funksprüche im Dunkeln tappen zu lassen. Es trat wieder die große Schwierigkeit zu Tage, den richtigen Zeitpunkt zur Verfolgung eines etwa abziehenden Feindes zu finden. Auf der ganzen Front anzugreifen, sonst ein probates Mittel, war im Stellungskriege ohne besondere Vorkehrungen nicht emp¬ fehlenswert; denn improvisierte Stirnangriffe kosteten nach allen bis¬ herigen Erfahrungen viel Blut. Im Winter 1915 war das Verfahren noch unbekannt, sich durch Sturmtrupps (in Verbindung mit zusammengefaßter Artillerie- und Minenwerferwirkung, Vergasen der feindlichen Batterie¬ stellungen usw.) Einblick in die feindlichen Schützengräben zu verschaffen. 12*